Montag, 22. Februar 2016

Katastrophenmanagement Schreibblockade - Wenn uns das eigene Projekt den Kampf ansagt



Gestern noch die besten Ideen entwickelt und fünftausend Wörter an einem Tag geschrieben, heute ist sie da: Die Schreibblockade. Schrecken und Geißel eines jeden Schreiberlings, manchmal der Todesstoß für Geschichten und immer zu den denkbar ungünstigen Zeitpunkten. Wenn die Schreibblockade erstmal da ist, geht einfach nichts mehr, wie wütend wir den Bildschirm des Computers oder das Blatt Papier auch anstarren. Die Wörter fließen nicht, die Geschichte ergibt plötzlich keinen Sinn mehr und unsere Charaktere haben sich gegen uns verschworen, uns den Kampf erklärt, zur Revolte aufgerufen - kurz: uns jeglichen Zugang verwehrt.

Schreibblockaden überstehen


Wenn wir uns also verzweifelt von Wort zu Wort schleppen und uns tausend Gedanken durch den Kopf jagen, warum wir gerade nicht an der Geschichte schreiben sollten, ist es wichtig, nicht den Mut zu verlieren, nicht alles hinzuschmeißen und einfach mit einem neuen Projekt anzufangen. Das kann sich nämlich schnell einprägen, sodass es als Strategie gegen Schreibblockaden automatisch von uns verwendet wird. Dann geht ein ums andere Projekt unvollendet an uns vorbei und jedesmal bereuen wird es, werden immer frustrierter. Klar, Schreibblockaden sind frustrierend, aber irgendwann auch überwunden.
Sie auszusitzen kann hilfreich sein, wenn wir etwas Abstand zu unserem Projekt brauchen, birgt aber auch die Gefahr, die schreibfreie Zeit zu sehr auszudehnen und dann schwer zum Schreiben zurückzufinden. Das Gegenteil, uns trotz Schreibblockade zu etwas zwingen zu wollen, ist weniger empfehlenswert. Im Endeffekt löschen wir die geschriebenen Absätze sowieso wieder oder ändern sie ganz und gar um. Außerdem sollte das Schreiben dem Schreiberling Freude bereiten.

Schreibblockaden bekämpfen


  1. Auf andere Art und Weise produktiv sein: In der Zeit, die wir zum Schreiben genutzt hätten, können wir trotzdem am Projekt weiterarbeiten: Steckbriefe erstellen, Karten zeichnen, ein bisschen plotten oder einfach nur träumen. Einerseits verlieren wir den Zugang zur Geschichte nicht, wenn die verhasste Schreibblockade vorbei ist und wir endlich weiterschreiben können. Andererseits wird sich diese Produktivität später auszahlen.
  2. Das bisher Geschriebene lesen oder lesen lassen: So bekommen wir wieder ein Gefühl für die Geschichte. Außerdem kann es motivierend wirken, etwas zu präsentieren, das unseren Gegenüber (hoffentlich) begeistert. Denn Begeisterung steckt an.
  3. Nicht aufgeben und jedes Mal aufs Neue ans Projekt setzen: Wenn wir im Abstand einiger Stunden versuchen, ob es nicht vielleicht doch mit dem Schreiben klappt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es tatsächlich funktioniert. So passen wir das Ende der Schreibblockade besser ab. Wir ziehen sie nicht unnötig in die Länge, indem wir denken, sowieso nichts zustande zu bringen.
  4. Den Grund für die Blockade finden und, wenn möglich, beseitigen: Manchmal hilft es, einfach mal den Ort zu wechseln oder an die frische Luft zu gehen, um den Kopf frei zu bekommen. Andere Gründe können natürlich auch persönlicher Natur sein, zum Beispiel etwas, das uns im Moment sehr belastet. Das eigene Wohl ist in diesem Fall natürlich in den Vordergrund zu stellen. Allein deshalb ist es hilfreich, sich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen.
  5. Schreibübungen und Inspiration sammeln: Unter Schreibübungen sind kleine Aufgaben zu verstehen, die uns wie Punkt 1 in den Schreibfluss zurückbringen sollen. Wir können beispielsweise unseren Protagonisten in eine spezielle Situation projizieren oder seine Hintergrundgeschichte aufschreiben. Oder einfach kleine Texte zu ganz anderen Themen schreiben, vielleicht zu etwas, das uns im Moment bewegt und wichtig ist, oder einen Brief an eine besonders Person. Wie wir Inspiration sammeln ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich: Musik hören, spazieren gehen, malen oder Shopping - wir befreien unseren Geist und machen einfach, worauf wir Lust haben.

Schreibblockaden vorbeugen


Natürlich gibt es auch einige Strategien, um gar nicht erst von der bösen Schreibblockade heimgesucht zu werden. Diese Punkte in Verbindung mit den obigen (sollten wir trotzdem einmal Schwierigkeiten beim Schreiben haben) stellen eine ideale Katastrophenbewältigung dar.
  1. Schreibroutine entwickeln: Alle raten zur Schreibroutine und es stimmt tatsächlich: Tägliches Schreiben hilft uns, im Schreibfluss zu bleiben. Sind wir es nicht gewohnt, fällt es uns anfangs etwas schwer, dann läuft es aber wie von selbst. Am besten suchen wir uns eine Zeit am Tag aus, während der wir von Ablenkungen frei sind und keine anderen Verpflichtungen haben.
  2. Optimal auf schwierige Stellen vorbereiten: Auch Schreiberlinge, die nicht so gerne und ausführlich plotten, sind sich meistens vorher bewusst, wann eine besonders schwierige Stelle auf sie zukommt, die unter gewissen Umständen zu einer Schreibblockade führen kann. Es kann helfen, diese Szenen schon vorher gut zu planen oder - wenn man das Bedürfnis verspürt - darum herum zu schreiben und zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurückzukommen.
  3. Kleine Rituale einführen, mit denen wir eine positive Assoziation verbinden: Das kann das Teekochen vor der Schreibsession sein, die Kuscheldecke, ein Spaziergang oder kleine Naschereien. Wichtig ist, dass wir uns belohnt und wohl fühlen. Bei Wiederholung stellt sich dann automatisch ein ausgeglichener Zustand ein, der uns das Schreiben erleichtert. Hingegen sollten wir Schreiben unter Stress oder Ablenkungen vermeiden.

Schreibblockaden, die uns irgendetwas damit sagen wollen


Und wir missverstehen sie. Wir sollten nie bei der ersten kleinen Schwierigkeit aufhören zu schreiben. Wenn wir bereits viel Arbeit in ein Projekt gesteckt haben, dürfen wir es nicht einfach hinschmeißen. Das wurde mit dem ersten Punkt deutlich.
Aber wie verhält es sich, wenn es nicht die zweite oder dritte, sondern bereits die sechste oder siebente Schreibblockade ist, durch die wir uns quälen? Bei längeren Projekten nicht anders zu erwarten: Mehr Schreibzeit bedeutet mehr potentielle Schreibblockaden. Mehr Schreibblockaden ziehen mehr Momente des Zweifels nach sich.
Und in diesen Momenten sollten wir uns dann einfach mal hinsetzen, weit weg von allem bisher Geschriebenen, und in uns hinein horchen. Wir fragen uns, ob unser aktuelles Projekt wirklich das ist, was wir schreiben wollen. Ob wir uns vielleicht nur zu dieser Geschichte zwingen, weil wir beispielsweise die Idee so genial finden, uns in einen Charakter verliebt haben oder nach bereits fünf geschriebenen Kapiteln nicht aufgeben wollen - aber im Grunde wissen, dass es verlorene Müh ist. Wenn wir nicht zu einhundert Prozent hinter unserem Projekt stehen, werden wir uns nie im Schreibprozess wohlfühlen und nie mit dem Ergebnis zufrieden sein. Oft ist es nur ein unbestimmtes Gefühl, aber manchmal möchte die Schreibblockade uns wohl einfach sagen: Sorry, du wirst damit nicht glücklich werden. Innerlich wissen wir es bereits, denn wo sonst sollte die Blockade herkommen.
Wenn wir aber entschlossen sagen können, daran kann es nicht liegen, wir lieben unser Projekt und das Schreiben daran macht uns Spaß, geht es zurück an den Papierkram. Dann kann es nämlich immer noch daran liegen, dass wir uns in der Idee verrannt, irgendeine logische Schlussfolgerung nicht beachtet oder das Konzept ganz falsch angegangen sind. Schreibblockaden müssen nicht immer etwas mit fehlender Motivation zu tun haben.
Manchmal sind es Fehlermeldungen, die unser Projekt noch retten können - oder eben uns selbst.

5 Kommentare:

  1. Ich habe mal wieder durch meinen Blogger-Feed gescrollt und bin direkt an deinem Post hängen geblieben, da ich momentan in einem ähnlichen Dilemma stecke. Eine Schreibblockade war bei mir in der Vergangenheit oft das erste Symptom einer sich entwickelnden Unlust bezüglich des Schreibens, die letztendlich zum Abbruch mehrerer Projekte geführt hat. Der eigentliche Zeitmangel zieht die Motivation umso mehr runter, aber zum Glück habe ich momentan eine zweite Geschichte in Reserve, an der ich schreibe, wenn die andere mal nicht so will...Zusätzlich investiere ich momentan auch noch viel Zeit in den Aufbau meines Blogs, da ich mir von Grund auf eine neue Vorlage zusammenbastle...oder es zumindest mit meinen wenigen HTML-Kenntnissen versuche.:-D LG, Anna♥

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    1. Hi Anna, tut mir Leid, dass meine Antwort erst so spät kommt. Diese Woche war meine erste Praktikumswoche und ich bin einfach zu nichts gekommen. ^^ Es ist, denke ich, ganz gut, zwei feste Projekte zu haben, auf die man gegebenenfalls ausweichen kann, sollte es mit einem nicht so richtig klappen. Irgendwie festlegen muss man sich aber am Ende dann doch. Und Schreibblockaden überwinden. ;) Wie bereits beschrieben, finde ich, dass sie so die Feuerprobe sowohl für den Autor als auch seinen Text darstellen - schafft man die, überarbeitet eventuell nochmal das Konzept usw., ist man auf der halbwegs sicheren Seite. ;D So sehe ich das zumindest.
      Ja, dein neues Design habe ich schon gesehen. Du schreibst zwar, dass noch einiges an Arbeit vor dir liegt, aber das Grunddesign finde ich schon sehr schön, auch die Menüform. ^^ Ich bin da leider nicht so bewandert und in Sachen Bloggestaltung usw. noch ein ziemlicher Neuling. Naja, learning by doing, ne? :P
      Liebe Grüße
      Mareike

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    2. Ich habe deine Antwort eben erst aus Zufall entdeckt. Ich finde das beste Mittel um der Schreibblockade den Kampf anzusagen ist einfach drauflos zu schreiben, selbst wenn das "drauflosschreiben" an sich schon große Überwindung kostet. Aber wir werden ja sehen wie es nächsten Monat beim Camp Nano laufen wird:-) Momentan habe ich mein Blogdesign schon wieder komplett umgeworfen, aber naja, so langsam entspricht es schon eher dem was ich haben will.

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    3. Da hast du wohl Recht, mit dem Drauflosschreiben, aber mir geht es manchmal so, dass ich zwar recht lustlos schreibe, sich das dann aber im Geschriebenen wiederspiegelt. Also wird später alles sowieso umgeschrieben. ;) Ich bin auch schon sehr gespannt auf das Camp. :D Dein feriges Design, das du jetzt doch nicht nutzt, finde ich sehr gelungen. Aber auch das auf deinem aktuellen Blog hat was. Ich nutze ja immer noch das vorgegebene Design von blogspot. ^^' Also Respekt, war sicher eine ganze Menge Arbeit.

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    4. Ich hoffe der nächste Monat wird keine ausgewachsene Katastrophe, ich möchte zumindest gerne den größten Teil meines Monatziels schaffen. Und ja,es war eine Mordsarbeit und ich bin blöderweise immer noch nicht komplett fertig, dafür hat es sich aber gelohnt. Ich fühle mich beim Bloggen schon um einiges wohler da der Blog sich durch das neue Design viel mehr wie mein eigener anfühlt. Solltest du in diesem Bereich irgendwann mal Hilfe benötigen stehe ich dir gerne zur Verfügung, nach mehreren Wochen Arbeit ist da das eine oder andere hängen geblieben :D

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