Mittwoch, 3. Februar 2016

Schreibwerkstatt-Text: Der Tag deiner Träume





Hier ein weiterer kleiner Text, der in der Schreibwerkstatt entstanden ist. Das Thema: Beschreibe deinen perfekten Tag, wie du ihn dir vorstellst. Alles ist möglich. Da wir nur wenige Minuten Zeit hatten, verläuft besonders das Ende etwas zu schnell, ist etwas zu hastig geschrieben. Die Aussage dahinter aber bleibt, so hoffe ich, erkennbar: Die Flucht aus dem Alltag und vor sozialen Phobien in die eigene Welt. Der Mörder, die Wüste, der Skall und der Drache - sie alle gehören dem Setting meines derzeitigen Projektes an. Ob ich mir nun wünsche, tatsächlich dort zu sein, in meinem Roman, oder mich einfach nur ans Schreiben gesetzt habe, verrate ich nicht...

Es regnete in Ströme. Seufzend sah ich aus dem Fenster, während ich mir meine Jacke überzog. Die Entscheidung, mit dem Fahrrad oder dem Bus zu fahren, sollte mir eigentlich leicht fallen. Trotzdem zögerte ich. Ich hasste es, eingequetscht zwischen Menschen zu stehen, das Lachen und die Unterhaltungen um mich herum, der laute Verkehr, der das Gedankenflüstern erstickte. Nein, ich hasste es nicht - ich hatte Angst. Dennoch schlug ich den Weg zur Bushaltestelle ein, reihte mich ein, zwischen die grauen Gestalten, verwaschen im Regen. Alle Umrisse verschwammen zu einem Meer und ich sah dem Regen dabei zu, wie er die Straße hinabspülte.
Beinahe entging mir, dass der Bus heranrauschte, hielt und alle dem Eingang entgegen drängten. Wenige Sekunden später schlossen sich die Türen hinter dem letzten mühsam hineingequetschten Menschen. Dann sah ich dem Bus nach, wie er ohne mich davonfuhr. Ich wurde zurückgelassen; die graue, schemenhafte Menge hatte mich vergessen.
Ich sah zur anderen Straßenseite herüber, überlegte, ob ich einfach wieder nach Hause gehen sollte, bevor der Regen durch meine verschlissenen Schuhe dringen konnte. Als ich die Gestalt bemerkte, die mir dort gegenüber stand und mich unverwandt anstarrte, erstarrte ich. War das...? Die Narben in seinem Gesicht, die Schatten unter seinen Augen, der ernste, düstere Ausdruck ließen keinen Zweifel. Er war es, der aus den Messergruben entflohene Mörder mit der zerbrochenen Seele - Arrak.
Doch wie konnte das sein?
Plötzlich existierte alles und nichts mehr um mich herum. Ich ging über die Straße, die keine Straße mehr war. Ich setzte meine Schritte auf den nassen Asphalt und er verwandelte sich in heißen Wüstensand. Dort war kein Auto mehr, sondern eine Echse mit katzenartigem Körperbau - ein Skall.
Arrak zückte seine Dolche und blickte in die Ferne.
"Es wird Zeit", knurrte er.
Die Schwingen eines mächtigen Drachen verdunkelten die sengende Mittagssonne.
"Ja", hauchte ich nur und wir setzten unsere Reise fort.

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