Gestern noch die besten Ideen entwickelt und fünftausend Wörter an einem Tag geschrieben, heute ist sie da: Die Schreibblockade. Schrecken und Geißel eines jeden Schreiberlings, manchmal der Todesstoß für Geschichten und immer zu den denkbar ungünstigen Zeitpunkten. Wenn die Schreibblockade erstmal da ist, geht einfach nichts mehr, wie wütend wir den Bildschirm des Computers oder das Blatt Papier auch anstarren. Die Wörter fließen nicht, die Geschichte ergibt plötzlich keinen Sinn mehr und unsere Charaktere haben sich gegen uns verschworen, uns den Kampf erklärt, zur Revolte aufgerufen - kurz: uns jeglichen Zugang verwehrt.
Schreibblockaden überstehen
Sie auszusitzen kann hilfreich sein, wenn wir etwas Abstand zu unserem Projekt brauchen, birgt aber auch die Gefahr, die schreibfreie Zeit zu sehr auszudehnen und dann schwer zum Schreiben zurückzufinden. Das Gegenteil, uns trotz Schreibblockade zu etwas zwingen zu wollen, ist weniger empfehlenswert. Im Endeffekt löschen wir die geschriebenen Absätze sowieso wieder oder ändern sie ganz und gar um. Außerdem sollte das Schreiben dem Schreiberling Freude bereiten.
Schreibblockaden bekämpfen
- Auf andere Art und Weise produktiv sein: In der Zeit, die wir zum Schreiben genutzt hätten, können wir trotzdem am Projekt weiterarbeiten: Steckbriefe erstellen, Karten zeichnen, ein bisschen plotten oder einfach nur träumen. Einerseits verlieren wir den Zugang zur Geschichte nicht, wenn die verhasste Schreibblockade vorbei ist und wir endlich weiterschreiben können. Andererseits wird sich diese Produktivität später auszahlen.
- Das bisher Geschriebene lesen oder lesen lassen: So bekommen wir wieder ein Gefühl für die Geschichte. Außerdem kann es motivierend wirken, etwas zu präsentieren, das unseren Gegenüber (hoffentlich) begeistert. Denn Begeisterung steckt an.
- Nicht aufgeben und jedes Mal aufs Neue ans Projekt setzen: Wenn wir im Abstand einiger Stunden versuchen, ob es nicht vielleicht doch mit dem Schreiben klappt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es tatsächlich funktioniert. So passen wir das Ende der Schreibblockade besser ab. Wir ziehen sie nicht unnötig in die Länge, indem wir denken, sowieso nichts zustande zu bringen.
- Den Grund für die Blockade finden und, wenn möglich, beseitigen: Manchmal hilft es, einfach mal den Ort zu wechseln oder an die frische Luft zu gehen, um den Kopf frei zu bekommen. Andere Gründe können natürlich auch persönlicher Natur sein, zum Beispiel etwas, das uns im Moment sehr belastet. Das eigene Wohl ist in diesem Fall natürlich in den Vordergrund zu stellen. Allein deshalb ist es hilfreich, sich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen.
- Schreibübungen und Inspiration sammeln: Unter Schreibübungen sind kleine Aufgaben zu verstehen, die uns wie Punkt 1 in den Schreibfluss zurückbringen sollen. Wir können beispielsweise unseren Protagonisten in eine spezielle Situation projizieren oder seine Hintergrundgeschichte aufschreiben. Oder einfach kleine Texte zu ganz anderen Themen schreiben, vielleicht zu etwas, das uns im Moment bewegt und wichtig ist, oder einen Brief an eine besonders Person. Wie wir Inspiration sammeln ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich: Musik hören, spazieren gehen, malen oder Shopping - wir befreien unseren Geist und machen einfach, worauf wir Lust haben.
Schreibblockaden vorbeugen
Natürlich gibt es auch einige Strategien, um gar nicht erst von der bösen Schreibblockade heimgesucht zu werden. Diese Punkte in Verbindung mit den obigen (sollten wir trotzdem einmal Schwierigkeiten beim Schreiben haben) stellen eine ideale Katastrophenbewältigung dar.
- Schreibroutine entwickeln: Alle raten zur Schreibroutine und es stimmt tatsächlich: Tägliches Schreiben hilft uns, im Schreibfluss zu bleiben. Sind wir es nicht gewohnt, fällt es uns anfangs etwas schwer, dann läuft es aber wie von selbst. Am besten suchen wir uns eine Zeit am Tag aus, während der wir von Ablenkungen frei sind und keine anderen Verpflichtungen haben.
- Optimal auf schwierige Stellen vorbereiten: Auch Schreiberlinge, die nicht so gerne und ausführlich plotten, sind sich meistens vorher bewusst, wann eine besonders schwierige Stelle auf sie zukommt, die unter gewissen Umständen zu einer Schreibblockade führen kann. Es kann helfen, diese Szenen schon vorher gut zu planen oder - wenn man das Bedürfnis verspürt - darum herum zu schreiben und zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurückzukommen.
- Kleine Rituale einführen, mit denen wir eine positive Assoziation verbinden: Das kann das Teekochen vor der Schreibsession sein, die Kuscheldecke, ein Spaziergang oder kleine Naschereien. Wichtig ist, dass wir uns belohnt und wohl fühlen. Bei Wiederholung stellt sich dann automatisch ein ausgeglichener Zustand ein, der uns das Schreiben erleichtert. Hingegen sollten wir Schreiben unter Stress oder Ablenkungen vermeiden.
Schreibblockaden, die uns irgendetwas damit sagen wollen
Und wir missverstehen sie. Wir sollten nie bei der ersten kleinen Schwierigkeit aufhören zu schreiben. Wenn wir bereits viel Arbeit in ein Projekt gesteckt haben, dürfen wir es nicht einfach hinschmeißen. Das wurde mit dem ersten Punkt deutlich.
Aber wie verhält es sich, wenn es nicht die zweite oder dritte, sondern bereits die sechste oder siebente Schreibblockade ist, durch die wir uns quälen? Bei längeren Projekten nicht anders zu erwarten: Mehr Schreibzeit bedeutet mehr potentielle Schreibblockaden. Mehr Schreibblockaden ziehen mehr Momente des Zweifels nach sich.
Und in diesen Momenten sollten wir uns dann einfach mal hinsetzen, weit weg von allem bisher Geschriebenen, und in uns hinein horchen. Wir fragen uns, ob unser aktuelles Projekt wirklich das ist, was wir schreiben wollen. Ob wir uns vielleicht nur zu dieser Geschichte zwingen, weil wir beispielsweise die Idee so genial finden, uns in einen Charakter verliebt haben oder nach bereits fünf geschriebenen Kapiteln nicht aufgeben wollen - aber im Grunde wissen, dass es verlorene Müh ist. Wenn wir nicht zu einhundert Prozent hinter unserem Projekt stehen, werden wir uns nie im Schreibprozess wohlfühlen und nie mit dem Ergebnis zufrieden sein. Oft ist es nur ein unbestimmtes Gefühl, aber manchmal möchte die Schreibblockade uns wohl einfach sagen: Sorry, du wirst damit nicht glücklich werden. Innerlich wissen wir es bereits, denn wo sonst sollte die Blockade herkommen.
Wenn wir aber entschlossen sagen können, daran kann es nicht liegen, wir lieben unser Projekt und das Schreiben daran macht uns Spaß, geht es zurück an den Papierkram. Dann kann es nämlich immer noch daran liegen, dass wir uns in der Idee verrannt, irgendeine logische Schlussfolgerung nicht beachtet oder das Konzept ganz falsch angegangen sind. Schreibblockaden müssen nicht immer etwas mit fehlender Motivation zu tun haben.
Manchmal sind es Fehlermeldungen, die unser Projekt noch retten können - oder eben uns selbst.