Donnerstag, 1. Dezember 2016

Ein Projekt planen: Plotter vs. Pantser



Ich habe mir eine kleine Artikelreihe überlegt, um wieder etwas Leben in den Blog zu bringen - und weil es mir Spaß macht, mich mit solchen Dingen zu beschäftigen. Sie teilt sich in vier Blöcke, für die momentan jeweils sechs Artikel geplant sind. Das kann sich aber noch ändern.
Hier die vorläufige Planung für den ersten Block zum Thema "Plot und Narration":

1 – Ein Projekt planen: Plotter vs. Pantser
2 – Plotten nach Modell 1: Die Schneeflockenmethode
3 – Plotten nach Modell 2: Die Heldenreise
4 – Plotten nach Modell 3: Das 7-Punkte-System
5 – Plotten nach Modell 4: Die 3-Akt- und die 5-Akt-Struktur
6 – Die Raumtheorie nach Lotman – Grenzüberschreitung und Extremräume


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Viele kennen das, vor allem aus den ersten Schreibversuchen und -erfahrungen: Wir schreiben drauflos, haben vorher nur eine grobe Idee oder einen Charakter im Kopf, und bleiben irgendwann stecken. Grund dafür kann nicht nur die fehlende Motivation sein, sondern auch ein Bruch in der Logik, eine Lücke in der Handlung oder fehlende Ideen. Kurz: Wir wissen nicht, wie wir weiterschreiben sollen. Das hängt oft auch mit der Motivation zusammen, da diese durch solche Hindernisse gedämpft werden kann, wenn wir vorher im Schreibfluss und voller Euphorie waren. Die Konsequenz ist leider oft, dass wir die Geschichte abbrechen oder sogar ganz und gar verwerfen – was nicht immer notwendig ist.

Was uns Probleme bereitet hat, ist der Plot. Er ist sozusagen die Struktur unserer Erzählung und beschreibt, wann wir was erzählen und wann was in der Handlung passiert. Der Plot ist unsere Planung, wenn wir ihn vorher aufstellen, aber im Grund auch das, was am Ende der Geschichte dabei rauskommt.

Aber brauchen wir immer einen Plot, um einen Roman zu schreiben? Oder besser: Müssen wir diesen Plot immer vorher aufstellen?

Die Antwort ist: Nein, auch ohne vorheriges Planen kann ein ganzer Roman entstehen und ein in sich abgeschlossener und runder Plot vorliegen. Ob das gelingt und wie war das handhaben, hängt ganz von unseren jeweiligen Vorlieben und Erfahrungen ab. Es gibt Autoren, die vorher gerne plotten und ohne dieses Gerüst nicht schreiben können, und Autoren, die sich von solchen Planungen eingeengt fühlen und wunderbar drauflos schreiben können, um dann zu sehen, was sich daraus ergibt. Genauso existieren nicht nur die Plotter und die Pantser – also diejenigen, die nach Bauchgefühl schreiben. Jeder hat seine eigenen Methoden und Präferenzen und zwischen Plottern und Pantsern bestehen vielfältige Mischformen und Seitenwechsler. Also kein Grund zur Sorge, wer seinen Weg noch nicht gefunden hat.

Außerdem bedeutet es nicht, dass Plotter weniger kreativ sind oder nicht spontan handeln können – oft genug ändert sich der geplante Plot im Laufe des Schreibens. Sie setzen ihre Ideen nur auf eine andere Art und Weise um, sammeln und strukturieren sie vorher sozusagen. Und bei Pantsern muss auch nicht immer alles chaotisch und abstrakt zugehen. Sie machen sich genauso Gedanken und ordnen diese noch während des Schreibens – am Ende könnte derselbe Plot entstehen, den ein Plotter vorher aufgestellt und der sich bei einem Pantser während des Schreibens entwickelt hat.


Pro und Contra für Plotter und Pantser


Trotzdem sind mit den beiden Typen bestimmte Vor- und Nachteile verbunden.

Plotter:

  • Wer plottet, stößt beim Schreiben auf weniger Schwierigkeiten in Form von Plotlöchern, inkonsequenter Logik oder fehlenden Ideen, wie es weitergehen soll.
  • Meistens bedeutet dies, dass ein Plotter nach Fertigstellung der Rohfassung weniger Aufwand in die Überarbeitung stecken muss, zumindest was das Inhaltliche anbelangt.
  • Durch einen Plot, an dem sich orientiert werden kann, entsteht mehr Sicherheit beim Umsetzen der Ideen und bei den Folgen des Handlungsverlaufs.
  • Dagegen nimmt das Plotten sehr viel Zeit in Anspruch, die vor dem eigentlichen Schreiben liegt.
  • Es kann dabei vorkommen, dass es dem Plotter viel schwieriger fällt, überhaupt mit dem Schreiben anzufangen und er sich an der Planung festbeißt.
  • Ideen, die während des Schreibens entstehen, können schwieriger in den Plot aufgenommen werden, wenn dieser schon festgelegt ist und wenig Spielraum bietet.

Pantser:

  • Pantser können Ideen zwischendurch freier einbinden. Die Handlung kann sich bis zu einem bestimmten Grad frei und aus sich selbst heraus entwickeln, was weniger konstruiert und natürlicher ist.
  • Wer vorher kaum Zeit für das Plotten aufwendet, hat diese Zeit später beim Schreiben zur Verfügung: Er kann sofort anfangen.
  • Was dem Plotter Vorteile bringt, fehlt dem Pantser allerdings. Die Wahrscheinlichkeit steigt, dass er mitten in der Geschichte den roten Faden verliert, nicht mehr durchsieht oder feststeckt, weil sich die Dinge auseinander entwickelt haben und nun ein riesiges Plotloch dort klafft, wo sie zusammengeführt werden sollten.
  • Dadurch ist die Gefahr für Pantser größer, dass sie das Projekt abbrechen oder zumindest beiseite legen.
  • Ist die Rohfassung trotz aller Widrigkeiten beendet, benötigt der Pantser jetzt die Zeit zur Überarbeitung, die der Plotter in der Planung aufwenden musste.

Diese Vor- und Nachteile bedeuten keinesfalls, dass eine Methode besser ist als die andere: Es kommt darauf an, wie wir selbst am besten schreiben können und wobei wir uns am wohlsten fühlen. Das Gefühl muss stimmen – dann das ist das Wichtigste beim Schreiben.
Wir müssen uns selbst auch gar keiner Untergruppe zuordnen, denn schließlich sind das alles nur Begrifflichkeiten, die uns höchstens helfen können, wenn wir uns bewusst machen wollen, wie wir vorgehen und was wir verbessern können. Jeder arbeitet auf seine Art und Weise.

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