Montag, 25. Januar 2016

Warum wir schreiben wollen und sollten



Egal, ob mit Stift und Papier oder dem Notebook: Jeder von uns hat sich schon einmal die Zeit genommen, seine Gedanken festzuhalten oder sogar eine ganze Geschichte oder ein Gedicht zu schreiben. Das machen manche Menschen jeden Tag, andere nur, wenn es sein muss. In der Freizeit oder der Schule - der Unterschied besteht nur darin, wer als Instanz den entsprechenden Raum und die Zeit bereitstellt; ob wir uns bewusst dazu entscheiden oder dazu aufgefordert und motiviert werden. Aber was macht die Faszination am Schreiben aus? Warum ist es für manche Menschen so wichtig - und für andere nicht?


Lesen und Schreiben als Training der eigenen Fähigkeiten

Pragmatisch gesehen arbeiten wir beim Schreiben nicht nur an unserer Ausdrucksweise, der Wortwahl und natürlich der Rechtschreibung und Grammatik, sondern lernen auch, das Erschaffene kritisch von allen Seiten zu betrachten. Das ist ein ähnlicher Effekt wie beim Lesen und fördert dementsprechend auch die Fähigkeit zum strukturellen Denken und insgesamt die Kreativität sowie die Konzentration. Wie beim Lesen- und Schreibenlernen bedingen sich das Lesen und das Schreiben aber gegenseitig. Indem wir lesen, wissen wir, wie wir schreiben müssen und wollen. Beispielsweise erweitern wir erst dadurch unseren Wortschatz und legen die Grundlage für die Begeisterung am Schreiben. Wir sehen, wie es Andere schaffen, uns mitzureißen und wollen das ebenfalls können. Oft sind es die Leseratten und Bücherwürmer, die irgendwann damit anfangen, sich an eigenen Texten zu versuchen.


Sich selbst reflektieren und neue Perspektiven entdecken

Wenn wir schreiben, greifen wir zuerst einmal auf unsere persönlichen Erfahrungen und eigene Weltanschauung zurück. Sind wir in einer Phase, in der die Eltern 'doof' sind, werden sie in einer Geschichte entweder von vornherein weggelassen oder negativ dargestellt. Der gleiche Fall tritt ein, wenn wir mit unseren Eltern tatsächlich negatives durchlebt haben, sie sich zum Beispiel getrennt haben. Seine Gefühle und Erfahrungen aufzuschreiben, selbst abgewandelt in eine erfundene Geschichte, kann helfen diese zu verarbeiten. Unsere Hauptcharaktere sind oft genauso alt wie wir und ähneln uns in gewissen Punkten, denn zu schreiben bedeutet auch immer einen Teil von uns selbst preiszugeben.
Dies führt im Laufe der Zeit dazu, dass wir unser eigenes Denken reflektieren und daraus lernen - oft liegen die Texte dann schon einige Jahre zurück. Dann sind wir auch in der Lage die Perspektive zu wechseln. Wir lernen immer besser, uns in andere Personen und Situationen hineinzuversetzen, schließlich wollen wir gerade die so gut und authentisch wie möglich darstellen. Der Anspruch an uns selbst und der Hang zur Perfektion steigen in der Regel im Zuge dieser Entwicklung.


Zwischen Freiheit der Gedanken und dem Roten Faden

Denken heißt Freiheit und Schreiben heißt diese Freiheit zu Papier zu bringen und nach den eigenen Vorstellungen auszugestalten. Gerade am Anfang, wenn wir die ersten Schreibversuche gestartet haben, sind wir noch relativ frei in der Art und Weise, wie wir schreiben. Mit zunehmender selbstkritischer Betrachtung orientieren wir uns immer mehr an den Normen, tauschen uns auch mit anderen Hobby-Autoren aus und werden strukturierter. Die Waage zwischen dieser Freiheit, einfach so und das zu schreiben, was uns in den Sinn kommt, und der strukturierten Planung ist schwer zu halten. Letztendlich kommt es darauf an, was wir für uns selbst als wichtiger erachtet und wo wir am Ende hinwollen.


Abwechslung zum eigenen Alltag

Schreiben kann auch dazu dienen, vor der Wirklichkeit zu flüchten oder sich zumindest eine eigene Welt zu erschaffen. Das kann uns helfen zu entspannen, den Alltagsstress zu vergessen und auch wieder dazu beitragen, in uns selbst hineinzuhorchen. Gerade in der immer schneller werdenden Gesellschaft, die mehr und mehr von jedem einzelnen Mitglied abverlangt, sollten wir uns selbst nicht vergessen. Einfach für einen Moment verweilen und in eine andere Welt abtauchen, kann schon der Ausgleich sein, den wir täglich brauchen.


Challenge yourself: Dranbleiben!

Wie aus den vorhergehenden Punkten bereits hervorging, strukturieren wir beim Schreiben unsere eigenen Gedanken und realisieren sie zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Damit können wir Herausforderungen an uns selbst stellen, die uns fordern und gleichzeitig auch Spaß machen. Wir können sagen: Bis Ende des Jahres möchte ich dieses Projekt fertig haben. Und wenn es dann doch nicht klappt, ist es gar nicht so schlimm. Solange wir das Gefühl haben, schreiben zu müssen, es sozusagen als ein Bedürfnis sehen, sollten wir auch dranbleiben und uns Zeit dafür freiräumen.


Die Freude am Schreiben

Schreiben ist im Grunde nur ein Ausdrucksmittel von vielen, um unsere Ideen und Vorstellungen zu verwirklichen, der Fantasie freien Lauf zu lassen und kreativ zu sein. Das beantwortet auch die Frage, warum es nicht für jeden Menschen die gleiche Rolle spielt: Andere Menschen benutzen ganz einfach andere Formen, um sich auszudrücken. Wem das Schreiben keinen Spaß macht, wird vielleicht lieber handwerklich tätig sein, angeregte Unterhaltungen führen oder mit seiner Kamera nach schönen Motiven suchen. Jeder muss selbst geeignete Interessen finden, die sein Leben bereichern.


Mit Herz und Seele dahinterstehen

Wir sollten uns nicht selbst zum Schreiben zwingen müssen. Wer eigentlich nur schreibt, um beispielsweise Andere zu beeindrucken, der sollte die obigen Punkte noch einmal durchgehen und sich selbst fragen, ob es nicht Dinge gibt, die er lieber machen würde. Wenn wir uns daran festbeißen, aus irgendeinem Grund nun mal schreiben zu müssen, diesen aber selbst gar nicht vertreten, dann kann das schnell zu Verbitterung führen.


Jeder entscheidet selbst

Im Endeffekt ist es individuell sehr unterschiedlich, warum wir uns Geschichten ausdenken und diese zu Papier bringen - genauso die Art und Weise, wie wir dies tun. Alle Faktoren spielen eine mehr oder weniger große Rolle und haben unterschiedliche Gründe. Solange wir fühlen, dass wir das Richtige tun, ist es auch gar nicht so wichtig, für uns selbst herauszufinden, warum wir denn überhaupt schreiben.
Zumindest ist das bei mir so.

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