Samstag, 21. Mai 2016

Vier Dinge, die nach dem letzten Satz im Manuskript passieren können





Monate- oder vielleicht sogar jahrelang hat uns das aktuelle Projekt begleitet, über Schreibblockaden und Flows hinweg. Wir nennen es unser 'Baby', unser eigen Fleisch und Blut, mit Tränen und Schweiß aufs Papier gebracht. Es hat uns teilweise in die Verzweiflung getrieben, doch trotzdem sind uns die Charaktere, unsere Figuren, ans Herz gewachsen - jeder einzelne von ihnen. Wir haben sie auf ihrer Reise begleitet, mitgefiebert, wenn sie sich wieder einmal verselbstständigt haben und beherzt eingegriffen, um Plot Holes zu schließen, die Handlung wieder in die richtigen Bahnen zu lenken und nachzuhelfen, wo sie noch unentschlossen waren.
Und nun... Ist es vorbei. Der letzte Satz ist geschrieben, das Schlusswort gesprochen und die investierte Zeit, das Herzblut und die Arbeit, haben sich gelohnt. Unser Roman ist beendet. Egal, ob mutig drauf los geschrieben oder nach akribischer Planung in den Computer gemeißelt, in einem Rutsch oder mit monatelanger Verzögerung: Früher oder später sind wir am Ende angelangt. Wir sind stolz als Schreiberlinge, ob es sich nun um das fünfte vollendete Werk handelt oder das erste. Ungeahnte Energie, Freude, durchströmt uns.
Und doch realisieren wir erst jetzt, welchen Schmerz dieses kleine Wort 'Ende' birgt. Wir haben ihn erahnen können, als wir unser Lieblingsbuch fertig gelesen hatten, erfühlen können zwischen den Zeilen und der Leere, die uns erfasste. Mit dem eigenen Manuskript erhält diese Wehmut eine ganz andere Dimension.

Je nach Typus des Schreiberlings und seinem individuellen Bestreben gibt es nun verschiedene Möglichkeiten, was nach dem letzten Satz im Manuskript geschehen kann.


Variante 1: Der Workaholic

Der Workaholic weiß, dass es mit der Rohfassung seines Manuskript noch nicht getan ist. Vor ihm wartet ein ganzer Haufen Arbeit und er ist fest entschlossen sich diesem zu stellen. Er fügt Szenen hinzu, löscht sie raus, arbeitet an Aufbau, Stil und Figuren und nichts kann ihn davon abhalten, den PERFEKTEN Roman zu schreiben. Er ist sich darüber bewusst, dass eine gewisse emotionale Distanz zu seinem Manuskript und den Figuren nötig ist und hält sich deshalb nicht länger als nötig an wehmütigen Erinnerungen auf.


Variante 2: Der Träumer

Wie schnell der Träumer die Phasen der Trauer durchlebt, ist ganz unterschiedlich. Allerdings enden sie immer mit einer neuen Idee, die den Träumer über Nacht packt oder darauf gewartet hat, aus der Ideenkiste gezogen zu werden. Ähnlich wie jemand, der sich nach einer schweren Trennung in die nächste große Liebesgeschichte stürzt, widmet sich der Träumer dem nächsten Projekt, bei dem er von Anfang an wieder Feuer und Flamme ist. Das erste Manuskript ist schnell vergessen oder als nagender Hintergedanke in der Schreibtischschublade verschwunden. Entweder heißt es dann, er würde es zu einem späteren Zeitpunkt überarbeiten oder es folgen Wehklagen darüber, wie schlecht er damals doch geschrieben hat und um wie viel besser seine derzeitige Idee doch ist. Eines sind Träumer aber auf jeden Fall: Produktiv und leidenschaftlich.


Variante 3: Der Lebensgefährte

Im Gegensatz zum Träumer kann der Lebensgefährte nicht loslassen. Er schwelgt in Erinnerungen über seine Geschichte und setzt sich intensiv mit den Figuren auseinander, verwendet sie in RPG's, arbeitet sie immer weiter aus und gestaltet die Welt und den ganzen Plot. Wenn der Lebensgefährte gleichzeitig produktiv ist, wird er an Fortsetzungen seines Manuskripts arbeiten, die sich ins Unendliche durchnummerieren lassen. Hier liegt wiederum seine Gemeinsamkeit zum Träumer. Für den Lebensgefährten ist der Schmerz nach der Fertigstellung eines Projekts wohl am größten - weshalb er ihn gar nicht erst ertragen möchte oder kann und deshalb einfach weiter daran arbeitet.

Variante 4: Der Winterschläfer

Selbstzufriedenheit möchte man dem Winterschläfer nicht unterstellen: Er hat allen Grund, stolz auf sich zu sein und die Freude über die Fertigstellung der Rohfassung überwiegt dabei die Wehmut. Nicht selten verkündet der Winterschläfer überall, dass er es endlich geschafft hat. Nicht selten macht er auch Pläne, wie es mit dem Manuskript und seiner Schreiberei weitergehen soll. Zuallererst gönnt er sich aber eine Pause, um seiner Kreativität neuen Raum zu geben. Und immerhin ist da ja noch der Alltag oder andere wichtige Projekte, die seine Aufmerksamkeit fordern. So vergeht die Zeit für den Winterschläfer bis zum schreibtechnischen Frühling, der dann ganz individuell ausfällt.


Welche Varianten und Autortypen kennt ihr noch? Wie habt ihr selbst das Ende eures Manuskripts empfunden und welchem Typus würdet ihr euch zuordnen?


"Kind der Wüste" - Rohfassung beendet - Geplante Überarbeitung


Wie ich bereits auf Facebook und Twitter verkünden konnte, habe ich am 14.05. um 02.30 Uhr, während der 30. Schreibnacht, den letzten Satz in der Rohfassung von "Kind der Wüste" geschrieben. Damit umfasst sie nun etwa 162.000 Wörter.
Der Sturm an Gefühlen, der mich in dieser Nacht und auch noch am nächsten Morgen überwältigt hat, glich einer Mischung aus Stolz über das zweite abgeschlossene Projekt, Freude, es endlich nach wochenlanger Verzögerung geschafft zu haben, und einer Wehmut, die ich während der letzten Kapitel immer stärker gefühlt habe. Auf dem Papier ist die Geschichte beendet, wenn während der Überarbeitung auch neue Aspekte und Änderungen dazu kommen werden. Doch die Reise mit meinen Charakteren, Tanryn, Arrak und Taren, ist ab diesem Moment zum Stillstand gekommen - schreibtechnisch betrachtet. Natürlich leben sie in meinem Kopf weiter und ich spinne an Fortsetungen ihrer Geschichten. Trotzdem soll "Kind der Wüste" ein in sich abgeschlossenes Buch bilden, was man zum Ende hin (hoffentlich) auch merkt.
Ein Wiedersehen mit ihnen feiere ich jetzt erstmal während der Phase der Überarbeitung, in der ich jeden ihrer Schritte und Gedanken genau unter die Lupe nehme, jede ihrer Eigentümlichkeiten prüfe und ihre Entscheidungen vor dem Hintergrund ihrer Persönlichkeit abwäge. Es wird ein harter Kampf bis alles genau so ist, wie ich es gerne hätte, womit ich zufrieden sein kann. In den letzten paar Tagen, die ich schreib- und überarbeitungsfrei verbracht habe, konnte ich mir bereits ein paar Gedanken über meine Vorgehensweise machen:

1. Überarbeitung:
Zuerst kommt für mich das Korrekturlesen am Computer, hauptsächlich mit dem Fokus auf Tippfehler, Rechtschreibung und Grammatik, sowie Formatierung und Kapitelaufteilung. Die groben Unreinheiten sollen für die folgenden Schritte beseitigt werden. Währenddessen lege ich die Liste von Logikfehlern und Änderungswünschen an, die ich für den zweiten Schritt brauche.

2. Überarbeitung:
Ich lese das Manuskript ein zweites Mal am Computer mit dem Blick auf meine Fehler- und Änderungsliste. Da sollten jetzt all diejenigen Szenen stehen, die ich umschreiben möchte (wenn mir zum Beispiel eine bessere Idee zur Auflösung der Situation gekommen ist oder zu einem bestimmten Sachverhalt), Aspekte, auf die ich bereits während des Schreibens gestoßen bin und geändert habe (zum Beispiel einen roten statt eines schwarzen Umhangs, der aber noch nicht in allen Textstellen auch rot ist) und Zusätze bzw. Streichungen im Manuskript (also Szenen, die ich hinzufüge oder rausnehme und die Einbindung dieser). Bin ich damit fertig, ist das meine 'eigentliche' Rohfassung, mit der ich nun weiter und detaillierter arbeiten kann.

3. Überarbeitung:
Nun bekommen meine Testleser diese Fassung, um sie parallel zu lesen, während ich mich an die nächsten, feineren Überarbeitungsschritte mache. Dazu drucke ich das Manuskript nun (endlich!) aus. Und da man auf richtigem Papier immer mehr sieht, folgt nun die Analyse aus der ersten Überarbeitung erneut.

4. Überarbeitung:
Auf diesen Schritt freue ich mich besonders: Ich möchte mir zu allen Orten, Personen und Handlungssträngen Bögen und Tabellen anlegen, sozusagen ein Lexikon bzw. Glossar parallel zum Buch. Dem Verlauf der Geschichte, also dem geschriebenen Wort es Manuskripts folgend, ergänze ich dieses Glossar und gleiche es mit allen Textstellen ab. So werden auch die letzten Logikfehler behoben. Bei den Orten prüfe ich die Einheitlichkeit der Beschreibungen und skizziere ihre Lage. Die Figuren werden auf ihre Entwicklung, Entscheidungen und Eigenschaften hin untersucht, sowie auf ihre Beziehungen untereinander. Die Handlungsstränge werden aus der Sicht der buchinternen Figuren hin angelegt und aus der Sicht des (unvoreingenommenen) Lesers. Es soll dargestellt werden, wann was aufgelöst wird, wie sich die Konflikte entwickeln und was der jeweilige Charakter darüber weiß. Hinzu kommt ein Zeitstrahl zur Übersicht. Gegebenenfalls werden Szenen umgeschrieben.

5. Überarbeitung:
Nachdem nun inhaltlich fast alles bearbeitet und auf die Glaubwürdigkeit hin geprüft wurde (auch nach Rücksprache mit den Testlesern!), folgt nun die stilistische Überarbeitung. Wichtige Punkte sind dabei:
- Wortwiederholungen, häufig gebrauchte Metaphern und unschöne Formulierungen umschreiben und den Gebrauch von Adjektiven und Adverbien eindämmen bzw. diese ersetzen,
- das Prinzip des "Show, don't tell" umsetzen und
- Redearten der Charaktere anpassen.

Insgesamt ist das die derzeitige Planung, wobei ich mich mit Sicherheit nicht an die Reihenfolge der Schritte halten werde, sondern diese vermische bzw. parallel bearbeite. Das trifft vor allem auf Punkt 2 und 4 zu - wahrscheinlich werde ich mir bereits während der Arbeit am PC ein Glossar erstellen oder zumindest damit beginnen und die Liste an Änderungen wird sicher über alle fünf Bearbeitungspunkte hinweg Verwendung finden.
Ähnlich wie mein Schreibtagebuch möchte ich euch als potentielle Leser meines Blogs auch über die Fortschritte der Überarbeitung informieren. Diese Updates werden unregelmäßig erfolgen, aber (hoffentlich) regelmäßiger als die des Schreibtagebuchs.


Dienstag, 12. April 2016

Schreibtagebuch bis zum 12.04.2016 (Camp NaNo Rückblick 1)


Das Schreibtagebuch geht weiter! Diesmal mit dem ersten Camp NaNoWriMo Eintrag, ein Rückblick auf die vergangenen zwölf Tage. Zusätzlich noch eine Auffrischung auf den aktuellen Stand der Dinge, da ich mich zu meinem Schreibfortschritt lange nicht mehr gemeldet habe.

Update des Fortschritts

Der letzte Stand lag bei 110.000 geschriebenen Wörtern und einem abgeschlossenen Kapitel 16. Nun, in der Zeit, die ich auf meinem Blog nicht aktiv war, habe ich aber trotzdem so einiges geschafft. Aktueller Stand, hier und heute am 12.04.16: Seit dem letzten Eintrag sind 23.891 Wörter dazu gekommen, das macht insgesamt ca. 134.000 Wörter, Kapitel 20 habe ich gestern abgeschlossen und Kapitel 21 angefangen.
Damit umfasst mein Manuskript schon jetzt mehr Wörter als geplant und ich frage mich, ob es nicht zu umfangreich geworden ist. Nach Kapitel 20 folgen noch mindestens zwei weitere Kapitel. Ein Kapitel umfasst bei mir etwa 7.500 Wörter - das Manuskript würde dann also etwas über 150.000 Wörter lang sein.

Schreiberfahrungen während dieser Zeit und Camp NaNo

Das meiste Geschriebene ist jetzt im April, also während des Camp NaNo, entstanden. Das zeigt mir bereits jetzt, dass mir Wort-Ziele tatsächlich helfen und mich motivieren. Schreiben ist ein kreativer Prozess, der fließen muss und nicht kalkulierbar ist. Das hat mich bisher immer davon abgehalten, Deadlines, Wort-Ziele oder andere Messmethoden zu verwenden. Ein Fehler, aus dem ich nun gelernt habe.
Es mag nicht für jeden zutreffen, aber ich kann nach anfänglicher Skepsis sagen, dass mir genau diese Dinge helfen. Das liegt nicht unbedingt nur an der Motivation - motiviert zum Schreiben bin ich auch so oft genug. Auch nicht am Ehrgeiz, denn noch habe ich mit meinem Projekt nichts erreicht, nichts veröffentlicht, schreibe (noch) für mich selbst. Ich glaube, der entscheidende Faktor ist hier die Schreibroutine, die sich einstellt, wenn ich mir jeden Tag vornehme, zu diesem Zeitpunkt zu schreiben und mir bewusst Raum für mein Projekt zu lassen.
Der Beweis war für mich die Zeit nach meinem Praktikum. Wie ich bereits mehrfach beklagt habe, bin ich in diesen drei Wochen kaum zum Schreiben gekommen, was mich in der Zeitplanung echt zurückgeworfen hat. Die ersten Tage danach lief es dann wieder schleppend, was mich angesichts des Erfolgs in der Zeit davor ein bisschen verzweifeln lassen hat. Dann habe ich mich aber trotzdem jeden Tag rangesetzt, insbesondere seit dem 1.April, und jetzt fließt es wieder.
Als wäre das Schreiben, mein ganzes Projekt und die Geschichte eine zähflüssige Masse, die erst nach ausreichend Zeit der Bewegung immer schneller fließt und schließlich ungehemmt strömt.
Obwohl die Uni nun wieder begonnen habe, möchte ich jeden Tag schreiben, um den Fluss nicht wieder zu stoppen. Dann würde nämlich erneut Zeit vergehen, bis er an Geschwindigkeit gewonnen hat.

Camp NaNoWriMo

Nun aber zu den bisherigen Ergebnissen des Camp NaNo. Mein Ziel sind 50.000 Wörter, wobei "Kind der Wüste" schon vorher enden wird. Den Rest werde ich mit Überarbeiten und kleinen neuen Projekten auffüllen.
























Da ich am heutigen Tag noch nichts geschrieben habe, reicht der letzte Balken nicht an den Wordcount und ich würde am 4.Mai die 50.000 Wörter erreicht haben. Das ändert sich natürlich noch, wenn ich heute weiterschreibe.
Was mir aufgefallen ist zu Schreibtempo, -zeit und -gewohnheiten:

  • Im Vergleich mit der Schreibgeschwindigkeit anderer Schreiberlinge und ihrem Wort-Ziel bin ich relativ langsam. Da dies aber meinem Tempo entspricht und ich während des Schreibens schon viel überlege, wie ich etwas formuliere und wie ich zu der nächsten Situation überleite, stört mich das nicht. Im Gegenteil bin ich ganz glücklich, das richtige Gleichgewicht gefunden zu haben, um kontinuierlich schreiben zu können.
  • Im Moment schreibe ich meistens abends, zwischen 19 und 23 Uhr, so wie ich Zeit habe. Das liegt sicher daran, dass bis gestern noch vorlesungsfreie Zeit war. Ich habe aber auch festgestellt, dass ich abends die längste Zeitspanne ohne Unterbrechungen habe. Ganz einfach, weil ich zu dieser Zeit meistens nicht allzu viel zu tun habe und finde.
  • Wenn ich schreibe, bin ich meistens hochkonzentriert und antworte nur selten, wenn mein Mann mich direkt anspricht oder unterbewusst, woran ich mich dann meistens nicht mehr erinnern kann. Außerdem höre ich meistens über Kopfhörer Musik. Wichtig ist, dass kein Gesang darin vorkommt, weil mich das wiederum ablenkt. Meistens fällt meine Wahl auf epische Musik, die dann als Hintergrundgeräusch runterspielt ohne von mir beachtet zu werden. Mit Klaviermusik hat es während der letzten Schreibsession auch ganz gut geklappt.

Aktuelles und Ausblick

Wie gesagt fehlen noch drei Kapitel bis zum Ende. Die Szenen, die ich im Moment schreibe, gestalten sich dabei als äußerst schwierig und eigenwillig, weshalb ich mehrfach umplanen musste - deshalb zieht es sich zum Ende hin auch so in die Länge. Es sind die Szenen vor dem Finale, die zu diesem hinleiten und es würdig herbeiführen sollen. Aus diesem Grund sind sie mir besonders wichtig und ich nehme die zusätzlichen Worte in Kauf.
Gleichzeitig habe ich ein bisschen Angst vor dem Ende, da die Reise mit meinen Charakteren dort vorläufig enden wird. Das Wiedersehen wird es dann während der Überarbeitung geben, trotzdem ist es ein befremdliches Gefühl. Bis dahin genieße ich jeden Moment.
Übrigens: Interessierten, worum es in "Kind der Wüste" eigentlich geht, schicke ich gerne eine kurze Inhaltsangabe.

Donnerstag, 31. März 2016

Schreibimpuls: Helden


Helden werden nicht einfach geboren. Helden entstehen. Wie der Phönix aus der Asche erstehen sie in Zeiten auf, die von Finsternis erfüllt sind. Zeiten, in denen wir nicht zu hoffen wagen, alles verloren scheint und wir nur auf den einen Menschen warten, der uns erlösen wird.
Helden können ganz normale Menschen sein, die unter uns leben und genauso wenig ausrichten können wie wir. Sie haben Familie, Freunde, ein Leben und genauso Träume, Wünsche, Hoffnungen und Ängste. Dann geschieht etwas, ein Schicksalsschlag, der alles verändert. Es mutet geradezu grausam an, dass sie erst aus ihrer vertrauten Umgebung hinein in einen Weg des Leidens gerissen werden müssen, um uns alle zu retten. Etwas zerbricht dabei - das ist unausweichlich. Doch etwas anderes wächst und wenn der Held seinem neuen Weg treu bleibt, wird es stärker.
Stärker als all das Leid - in ihm und was er zu beseitigen sucht.
Helden werden nicht immer nur gefeiert und verehrt. Es gibt Helden, um deren Existenz wir nicht wissen und die uns doch täglich vor Dingen bewahren, die uns zerstören würden. Und es gibt Helden, die auf den ersten Blick nicht als Helden erscheinen. Die Schlimmes tun mussten, um noch Schlimmeres zu vermeiden. Die zu Maßnahmen greifen mussten, die wir nicht verstehen und nicht gutheißen können. Trotzdem sind es Helden - selbst wenn wir sie nicht als solche sehen.
Helden sind nicht immer furchtlos und unbesiegbar. Sie besitzen Schwächen und können Angst empfinden.
Helden werden nicht geboren. Sie sind Lichtgestalten in finsteren Zeiten. Und um Licht zu werden, müssen sie erst durch die Dunkelheit gehen.



[Soundtrack beim Klick auf das Bild: Audiomachine - When It All Falls Down]

Donnerstag, 24. März 2016

Update - Aktueller Stand


Nach längerer Abwesenheit kommt hier nun der aktuelle Statusbericht.

Wie es weitergeht

Die letzten drei Wochen habe ich mit meinem Praktikum verbracht, weshalb ich in dieser Zeit weder besonders oft zum Schreiben noch zum Bloggen gekommen bin. Leider. Ich hasse solche längeren Aussetzer - mir fällt es dann immer so schwer, wieder ordentlich rein zu kommen. Und das kurz vor Ende der Rohfassung. Und kurz nachdem ich mit dem Bloggen überhaupt angefangen habe.
Nun ja, jetzt wird es hier jedenfalls allmählich weiter gehen. Da ich noch eine Hausarbeit schreiben muss und ein Portfolio, kann das aber noch eine kleine Weile dauern. Danach folgen wieder Artikel zum Thema Schreiben, Schreibimpulse und natürlich auch mein kleines Schreibtagebuch.

Das war im März: Leipziger Buchmesse

Am 19. März war ich mit meinem Mann auf der Leipziger Buchmesse. Da es mehr als nur voll war (ernsthaft, es war die Hölle) und wir irgendwie ziemlich planlos waren, haben wir nicht allzu viel gesehen. Es war aber trotzdem mehr als schön und wir haben uns vorgenommen, nächstes Jahr wieder hinzufahren. An einem Donnerstag oder so. Nicht mehr am Samstag. Ich wollte eigentlich mehrere Lesungen und Vorträge zum Thema Schreiben und Veröffentlichen sehen, habe in dem Gedränge aber so die Orientierung verloren, dass es mit kaum einem Programmpunkt geklappt hat. Da wir am gleichen Tag auch noch die fünf Stunden (!!!) wieder zurück gefahren sind, war ich zu Hause angekommen total müde. Aber glücklich, dabei gewesen zu sein.


Das kommt im April: Camp NaNoWriMo

Ich habe mich entschlossen, dieses Jahr mal am Camp NaNoWriMo teilzunehmen. Bisher habe ich weder beim Camp noch beim normalen NaNoWriMo mitgemacht, bin also dementsprechend gespannt wie es wird. Das Projekt, das ich erstellt habe, ist natürlich "Kind der Wüste", da ich mir aber ein Wortziel von 50.000 für den April gesteckt habe und sich die Rohfassung dem Ende nähert, wird es dann neben der Überarbeitung von "Kind der Wüste" mit dem nächsten Projekt weiter gehen. Eigentlich ganz gut so motiviert und zum Schreiben weiter getrieben zu werden, statt wieder aus dem Fluss zu kommen. Die meiste Zeit werde ich mir aber trotzdem zum Überarbeiten nehmen, da mein Herz im Moment sehr an "Kind der Wüste" hängt und ich es so weit wie möglich perfektionieren möchte. Und um nicht den Zugang zur Story und den Charakteren zu verlieren.
Ich bin in einer Cabin mit einigen Leuten aus der Schreibnacht und freue mich schon sehr auf die gemeinsame Schreibzeit. Da es für mich wie gesagt das erste Mal ist, dass ich mit anderen zusammen schreibe, ist es auch eine Art Experiment, inwiefern sich das Schreiben in der Gruppe positiv auf mich und mein Schreiben auswirkt. Oder auch nicht, aber ich bin da doch recht zuversichtlich. Los geht es am ersten April. Im Schreibtagebuch werde ich dann berichten, wie es so läuft.


Pläne für "Kind der Wüste"

Wie bereits erwähnt nähert sich die Rohfassung von "Kind der Wüste" den letzten Kapiteln. Momentan schreibe ich an Kapitel 18 - habe gerade erst wieder richtig mit dem Schreiben begonnen nach meiner erzwungenen Pause während des Praktikums. Es wird mindestens noch Kapitel 19, 20 und 21 geben - wenn diese länger werden auch noch ein 22. Kapitel.
Gerade zum Ende hin merke ich, wie wieder Selbstzweifel aufkommen. Ich versuche die aber direkt produktiv in die Geschichte einzubringen. Also nicht auf mich selbst, sondern auf mein Geschriebenes zu projizieren, zu gucken, wo der Punkt ist, der mich zweifeln lässt, was ich verbessern oder verändern sollte, damit es sich richtig anfühlt. Ich will am Ende das Gefühl haben, abgeschlossen und vor allem zufrieden zu sein. Erst dann kann ich mich, glaube ich, einem neuen Projekt zuwenden. Für die Überarbeitung habe ich mir schon ein ungefähres Vorgehen überlegt, will das aber noch präzisieren und ordentlich zu Papier bringen.
Außerdem möchte ich wohl doch Betaleser zu Rate ziehen. Nicht mehr als zwei oder drei Leute, die, während ich überarbeite, das Projekt parallel lesen. Das ist ein großer Schritt für mich persönlich, da ich mit der Weitergabe meiner Geschichten immer sehr zurückhaltend war und bin. Nicht, weil ich sie nicht teilen möchte. Und auch nicht, weil ich Angst vor Kritik habe - die will ich ja. Sondern ganz einfach, weil das Geschriebene etwas Persönliches ist und irgendwie zum Teil der eigenen Persönlichkeit geworden ist. Aus diesem Grund fällt es mir gerade bei Familie und Freunden schwer, mein Geschriebenes zu offenbaren. Die kennen mich, denen gegenüber bin ich am verletzlichsten. Trotzdem möchte ich mutig genug sein, diesen Schritt zu wagen.
Übrigens: Mein Mann liest mein Projekt durchaus - ich lese ihm daraus vor. Er und ich sind aber wieder so eng verbunden, dass das kein Problem für mich darstellt. Vielleicht könnte man es so beschreiben, dass ich ihm gegenüber zwar verletzlich bin, weil er mich kennt und alles Geschriebene auf mich beziehen könnte, ich ihm aber blind vertraue und deshalb weiß, dass er es nicht tun wird. Verrückt, die menschliche Gefühlswelt. Ich würde sie gerne immer so analysieren und verstehen können.


Samstag, 5. März 2016

Schreibtagebuch vom 21.02.2016 bis zum 27.02.2016


Da ich am letzten Sonntag nicht dazu gekommen bin die Ergebnisse meiner Schreibwoche zu veröffentlichen, habe ich für jeden Tag nur die Anzahl der Wörter aufgeschrieben. Ein Fazit gibt es trotzdem, in dem ich die Erfolge und Misserfolge dieser Woche zusammenfasse.
Im Moment habe ich Praktikum, weshalb ich diese Woche nicht schreiben konnte und nun nur das Wochenende dafür nutze. Mal sehen, wie stressig oder auch nicht es nächste Woche wird. Das Praktikum dauert nämlich noch zwei weitere Wochen, in denen ich wohl leider nicht so produktiv sein werde, wie ich gerne würde.

21.02.2016
2.251 Wörter geschrieben in Kapitel 16 (KdW)

22.02.2016
2.228 Wörter geschrieben in Kapitel 16 (KdW)

23.02.2016
2.573 Wörter geschrieben in Kapitel 16 (KdW) - Kapitel 16 vorläufig abgeschlossen

24.02.2016
2.278 Wörter geschrieben in Kapitel 17 (KdW)

25.02.2016
2.546 Wörter geschrieben in Kapitel 17 (KdW)

26.02.2016
596 Wörter geschrieben in Kapitel 17 (KdW)

27.02.2016
-


FAZIT:
Zwar habe ich nicht ganz das geschafft, was ich mir vorgenommen habe, ich bin aber trotzdem ganz zufrieden. Abgesehen von den letzten beiden Tagen, während denen ich mich auf das Praktikum vorbereiten musste und nicht schreiben konnte. Ich habe eine relativ schwierige Szene zu Ende gebracht, an der ich auch etwas tüfteln musste. Nun wird es noch schwieriger, da das Ende immer näher rückt. Im Großen und Ganzen bin ich mir der wesentlichen Punkte bewusst, weiß schon, seitdem ich das erste Wort geschrieben habe, wie die Geschichte enden wird. Trotzdem habe ich das Gefühl, dem unbedingt gerecht werden und einige Punkte überarbeiten zu müssen. Ich schätze, noch ungefähr fünf Kapitel und ich bin durch mit der ersten Fassung. Auf die Überarbeitung bin ich schon recht gespannt, will da strukturiert ran gehen und habe bereits einige Punkte auf der Verbesserungsliste. Den Prozess der Überarbeitung würde ich dann auch gerne hier reflektieren: Meine Fortschritte, woran ich alles arbeite, wie oft ich überarbeiten muss und auf welche Schwierigkeiten ich dabei stoße bzw. was mir geholfen hat, diese zu überwinden.
Wie bereits angekündigt, wird mein Projekt und mein Blog sich gedulden müssen, bis mein Praktikum zu Ende ist.

Montag, 22. Februar 2016

Katastrophenmanagement Schreibblockade - Wenn uns das eigene Projekt den Kampf ansagt



Gestern noch die besten Ideen entwickelt und fünftausend Wörter an einem Tag geschrieben, heute ist sie da: Die Schreibblockade. Schrecken und Geißel eines jeden Schreiberlings, manchmal der Todesstoß für Geschichten und immer zu den denkbar ungünstigen Zeitpunkten. Wenn die Schreibblockade erstmal da ist, geht einfach nichts mehr, wie wütend wir den Bildschirm des Computers oder das Blatt Papier auch anstarren. Die Wörter fließen nicht, die Geschichte ergibt plötzlich keinen Sinn mehr und unsere Charaktere haben sich gegen uns verschworen, uns den Kampf erklärt, zur Revolte aufgerufen - kurz: uns jeglichen Zugang verwehrt.

Schreibblockaden überstehen


Wenn wir uns also verzweifelt von Wort zu Wort schleppen und uns tausend Gedanken durch den Kopf jagen, warum wir gerade nicht an der Geschichte schreiben sollten, ist es wichtig, nicht den Mut zu verlieren, nicht alles hinzuschmeißen und einfach mit einem neuen Projekt anzufangen. Das kann sich nämlich schnell einprägen, sodass es als Strategie gegen Schreibblockaden automatisch von uns verwendet wird. Dann geht ein ums andere Projekt unvollendet an uns vorbei und jedesmal bereuen wird es, werden immer frustrierter. Klar, Schreibblockaden sind frustrierend, aber irgendwann auch überwunden.
Sie auszusitzen kann hilfreich sein, wenn wir etwas Abstand zu unserem Projekt brauchen, birgt aber auch die Gefahr, die schreibfreie Zeit zu sehr auszudehnen und dann schwer zum Schreiben zurückzufinden. Das Gegenteil, uns trotz Schreibblockade zu etwas zwingen zu wollen, ist weniger empfehlenswert. Im Endeffekt löschen wir die geschriebenen Absätze sowieso wieder oder ändern sie ganz und gar um. Außerdem sollte das Schreiben dem Schreiberling Freude bereiten.

Schreibblockaden bekämpfen


  1. Auf andere Art und Weise produktiv sein: In der Zeit, die wir zum Schreiben genutzt hätten, können wir trotzdem am Projekt weiterarbeiten: Steckbriefe erstellen, Karten zeichnen, ein bisschen plotten oder einfach nur träumen. Einerseits verlieren wir den Zugang zur Geschichte nicht, wenn die verhasste Schreibblockade vorbei ist und wir endlich weiterschreiben können. Andererseits wird sich diese Produktivität später auszahlen.
  2. Das bisher Geschriebene lesen oder lesen lassen: So bekommen wir wieder ein Gefühl für die Geschichte. Außerdem kann es motivierend wirken, etwas zu präsentieren, das unseren Gegenüber (hoffentlich) begeistert. Denn Begeisterung steckt an.
  3. Nicht aufgeben und jedes Mal aufs Neue ans Projekt setzen: Wenn wir im Abstand einiger Stunden versuchen, ob es nicht vielleicht doch mit dem Schreiben klappt, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass es tatsächlich funktioniert. So passen wir das Ende der Schreibblockade besser ab. Wir ziehen sie nicht unnötig in die Länge, indem wir denken, sowieso nichts zustande zu bringen.
  4. Den Grund für die Blockade finden und, wenn möglich, beseitigen: Manchmal hilft es, einfach mal den Ort zu wechseln oder an die frische Luft zu gehen, um den Kopf frei zu bekommen. Andere Gründe können natürlich auch persönlicher Natur sein, zum Beispiel etwas, das uns im Moment sehr belastet. Das eigene Wohl ist in diesem Fall natürlich in den Vordergrund zu stellen. Allein deshalb ist es hilfreich, sich mit diesen Problemen auseinanderzusetzen.
  5. Schreibübungen und Inspiration sammeln: Unter Schreibübungen sind kleine Aufgaben zu verstehen, die uns wie Punkt 1 in den Schreibfluss zurückbringen sollen. Wir können beispielsweise unseren Protagonisten in eine spezielle Situation projizieren oder seine Hintergrundgeschichte aufschreiben. Oder einfach kleine Texte zu ganz anderen Themen schreiben, vielleicht zu etwas, das uns im Moment bewegt und wichtig ist, oder einen Brief an eine besonders Person. Wie wir Inspiration sammeln ist von Mensch zu Mensch unterschiedlich: Musik hören, spazieren gehen, malen oder Shopping - wir befreien unseren Geist und machen einfach, worauf wir Lust haben.

Schreibblockaden vorbeugen


Natürlich gibt es auch einige Strategien, um gar nicht erst von der bösen Schreibblockade heimgesucht zu werden. Diese Punkte in Verbindung mit den obigen (sollten wir trotzdem einmal Schwierigkeiten beim Schreiben haben) stellen eine ideale Katastrophenbewältigung dar.
  1. Schreibroutine entwickeln: Alle raten zur Schreibroutine und es stimmt tatsächlich: Tägliches Schreiben hilft uns, im Schreibfluss zu bleiben. Sind wir es nicht gewohnt, fällt es uns anfangs etwas schwer, dann läuft es aber wie von selbst. Am besten suchen wir uns eine Zeit am Tag aus, während der wir von Ablenkungen frei sind und keine anderen Verpflichtungen haben.
  2. Optimal auf schwierige Stellen vorbereiten: Auch Schreiberlinge, die nicht so gerne und ausführlich plotten, sind sich meistens vorher bewusst, wann eine besonders schwierige Stelle auf sie zukommt, die unter gewissen Umständen zu einer Schreibblockade führen kann. Es kann helfen, diese Szenen schon vorher gut zu planen oder - wenn man das Bedürfnis verspürt - darum herum zu schreiben und zu einem späteren Zeitpunkt darauf zurückzukommen.
  3. Kleine Rituale einführen, mit denen wir eine positive Assoziation verbinden: Das kann das Teekochen vor der Schreibsession sein, die Kuscheldecke, ein Spaziergang oder kleine Naschereien. Wichtig ist, dass wir uns belohnt und wohl fühlen. Bei Wiederholung stellt sich dann automatisch ein ausgeglichener Zustand ein, der uns das Schreiben erleichtert. Hingegen sollten wir Schreiben unter Stress oder Ablenkungen vermeiden.

Schreibblockaden, die uns irgendetwas damit sagen wollen


Und wir missverstehen sie. Wir sollten nie bei der ersten kleinen Schwierigkeit aufhören zu schreiben. Wenn wir bereits viel Arbeit in ein Projekt gesteckt haben, dürfen wir es nicht einfach hinschmeißen. Das wurde mit dem ersten Punkt deutlich.
Aber wie verhält es sich, wenn es nicht die zweite oder dritte, sondern bereits die sechste oder siebente Schreibblockade ist, durch die wir uns quälen? Bei längeren Projekten nicht anders zu erwarten: Mehr Schreibzeit bedeutet mehr potentielle Schreibblockaden. Mehr Schreibblockaden ziehen mehr Momente des Zweifels nach sich.
Und in diesen Momenten sollten wir uns dann einfach mal hinsetzen, weit weg von allem bisher Geschriebenen, und in uns hinein horchen. Wir fragen uns, ob unser aktuelles Projekt wirklich das ist, was wir schreiben wollen. Ob wir uns vielleicht nur zu dieser Geschichte zwingen, weil wir beispielsweise die Idee so genial finden, uns in einen Charakter verliebt haben oder nach bereits fünf geschriebenen Kapiteln nicht aufgeben wollen - aber im Grunde wissen, dass es verlorene Müh ist. Wenn wir nicht zu einhundert Prozent hinter unserem Projekt stehen, werden wir uns nie im Schreibprozess wohlfühlen und nie mit dem Ergebnis zufrieden sein. Oft ist es nur ein unbestimmtes Gefühl, aber manchmal möchte die Schreibblockade uns wohl einfach sagen: Sorry, du wirst damit nicht glücklich werden. Innerlich wissen wir es bereits, denn wo sonst sollte die Blockade herkommen.
Wenn wir aber entschlossen sagen können, daran kann es nicht liegen, wir lieben unser Projekt und das Schreiben daran macht uns Spaß, geht es zurück an den Papierkram. Dann kann es nämlich immer noch daran liegen, dass wir uns in der Idee verrannt, irgendeine logische Schlussfolgerung nicht beachtet oder das Konzept ganz falsch angegangen sind. Schreibblockaden müssen nicht immer etwas mit fehlender Motivation zu tun haben.
Manchmal sind es Fehlermeldungen, die unser Projekt noch retten können - oder eben uns selbst.