Gebrochene Wortkaskaden im Herzen einer neuen Welt fließen aufs Papier - Schreiben ist Neues erschaffen
Mittwoch, 3. Februar 2016
Schreibwerkstatt-Text: Der Tag deiner Träume
Hier ein weiterer kleiner Text, der in der Schreibwerkstatt entstanden ist. Das Thema: Beschreibe deinen perfekten Tag, wie du ihn dir vorstellst. Alles ist möglich. Da wir nur wenige Minuten Zeit hatten, verläuft besonders das Ende etwas zu schnell, ist etwas zu hastig geschrieben. Die Aussage dahinter aber bleibt, so hoffe ich, erkennbar: Die Flucht aus dem Alltag und vor sozialen Phobien in die eigene Welt. Der Mörder, die Wüste, der Skall und der Drache - sie alle gehören dem Setting meines derzeitigen Projektes an. Ob ich mir nun wünsche, tatsächlich dort zu sein, in meinem Roman, oder mich einfach nur ans Schreiben gesetzt habe, verrate ich nicht...
Es regnete in Ströme. Seufzend sah ich aus dem Fenster, während ich mir meine Jacke überzog. Die Entscheidung, mit dem Fahrrad oder dem Bus zu fahren, sollte mir eigentlich leicht fallen. Trotzdem zögerte ich. Ich hasste es, eingequetscht zwischen Menschen zu stehen, das Lachen und die Unterhaltungen um mich herum, der laute Verkehr, der das Gedankenflüstern erstickte. Nein, ich hasste es nicht - ich hatte Angst. Dennoch schlug ich den Weg zur Bushaltestelle ein, reihte mich ein, zwischen die grauen Gestalten, verwaschen im Regen. Alle Umrisse verschwammen zu einem Meer und ich sah dem Regen dabei zu, wie er die Straße hinabspülte.
Beinahe entging mir, dass der Bus heranrauschte, hielt und alle dem Eingang entgegen drängten. Wenige Sekunden später schlossen sich die Türen hinter dem letzten mühsam hineingequetschten Menschen. Dann sah ich dem Bus nach, wie er ohne mich davonfuhr. Ich wurde zurückgelassen; die graue, schemenhafte Menge hatte mich vergessen.
Ich sah zur anderen Straßenseite herüber, überlegte, ob ich einfach wieder nach Hause gehen sollte, bevor der Regen durch meine verschlissenen Schuhe dringen konnte. Als ich die Gestalt bemerkte, die mir dort gegenüber stand und mich unverwandt anstarrte, erstarrte ich. War das...? Die Narben in seinem Gesicht, die Schatten unter seinen Augen, der ernste, düstere Ausdruck ließen keinen Zweifel. Er war es, der aus den Messergruben entflohene Mörder mit der zerbrochenen Seele - Arrak.
Doch wie konnte das sein?
Plötzlich existierte alles und nichts mehr um mich herum. Ich ging über die Straße, die keine Straße mehr war. Ich setzte meine Schritte auf den nassen Asphalt und er verwandelte sich in heißen Wüstensand. Dort war kein Auto mehr, sondern eine Echse mit katzenartigem Körperbau - ein Skall.
Arrak zückte seine Dolche und blickte in die Ferne.
"Es wird Zeit", knurrte er.
Die Schwingen eines mächtigen Drachen verdunkelten die sengende Mittagssonne.
"Ja", hauchte ich nur und wir setzten unsere Reise fort.
Montag, 1. Februar 2016
Von der Idee zum (fertigen) Konzept: Plot, Charaktere und Welt
Ein neues Projekt beginnt mit einer Idee. Manchmal ist es nur eine Kleinigkeit, ein Detail, das einem im täglichen Leben begegnet und plötzlich zu einer Geschichte inspiriert. Das idyllische Naturbild im Park, die Besichtigung eines alten Schlosses oder nur die neugierige Nachbarin, die aus dem Fenster schaut und hinter der Tür lauscht. Manchmal kommt die Inspiration auch von Ideen Anderer - aus Büchern, Filmen, Spielen - und man fragt sich; Was wäre wenn? Was wäre... Wenn es eine Zaubererschule in Deutschland geben würde? Oder nicht Eragon Saphiras Ei gefunden hätte? Oder Mörder nicht die Bösen sind, sondern einem höheren Ideal dienen?
Idee und Impuls
Diese Idee, egal woher sie auch kommen mag, ist der Impuls. Er verleitet dazu, Gedanken weiterzuspinnen, sich in neue Situationen hineinzuversetzen und füllt Kleinigkeiten mit Leben. Doch wir alle wissen, dass es viel mehr erfordert, den Plot dann sowohl weiterzuentwickeln als auch niederzuschreiben. Zwar kann man versuchen, seine Idee an den Anfang einer Geschichte zu setzen und diese dann nach Belieben weiterzuführen, doch läuft man dabei häufig Gefahr, sich zu verrennen, irgendwann festzustecken und die Fäden nicht mehr in der Hand zu halten.
Nach dem Impuls sollte also die Planung kommen - die eigentliche Ideensammlung und -findung. Der Impuls wird durch verschiedene Rahmenkonstruktionen und Fundamente eingebettet und untermauert. Dabei ist es jedem Schreiberling selbst überlassen, wie viel Zeit und Aufwand er in dieses Konstrukt stecken möchte: Einige schreiben lieber aus dem Moment heraus, Andere müssen einen Roten Faden haben, dem sie folgen können, um sich wohl zu fühlen. Ich persönlich muss zumindest die wichtigsten Punkte des Plots geplant haben, um beim Schreiben in einen ungestörten Flow zu kommen.
Dazu zählen für mich auf jeden Fall der Anfang, aber auch das Ende.
Anfang und Ende
Vor allem, wenn man ein neues Projekt beginnt, hat man das Ende noch nicht im Kopf. Ich frage mich nun: Warum nicht? Es ist sowohl für den eigenen Schreibprozess als auch für die Geschichte und ihre Charaktere selbst wichtig zu wissen, worauf die ganze Handlung hinauslaufen soll. Man muss daran glauben, auch bis zum Ende durchzuhalten und zu schreiben. Da hilft es, dieses Ende in den Blick zu nehmen. Für die Protagonisten eines Romans gilt, dass sie die Geschichte antreiben, weil sie etwas Bestimmtes erreichen wollen. Erreichen - sowohl der Weg als auch das Ziel zählen für diesen Prozess. Natürlich muss einer Figur nicht zwangsläufig schon zu Beginn klar sein, wie es für sie ausgehen wird. Erstens würde das der Geschichte die Spannung nehmen und zweitens sind es gerade diejenigen Charaktere, die sich im Laufe der Handlung entwickeln und herausbilden, die faszinieren. Doch der Schreiberling sollte sich dessen bewusst sein - natürlich mit einem gewissen Spielraum, der Handlungsmöglichkeiten offen lässt.
Zwischenstationen
Das ist auch wichtig, um die Zwischenstationen inklusive Wendepunkt zu planen. Ich neige dazu Geschichten zu schreiben, die eine Heldenreise beinhalten. Die wichtigsten Stationen und Ereignisse dieser Reise überlege ich mir schon von vornherein. Das hat einerseits den Sinn, zu wissen, was dem Protagonisten an welcher Stelle begegnet und inwiefern er an dieser Begegnung wächst oder einen Rückschlag erhält, andererseits begrenze ich mich dadurch selbst. Im Laufe der Reise meines Helden fallen mir nämlich immer mehr Dinge ein, die ihm passieren könnten - oft eher unrelevante Aspekte für die eigentliche Handlung, die ein ohnehin schon umfangreiches Projekt in die Länge (und Seitenzahlen) ziehen. Meistens haben zu viele nicht zusammenhängende Ereignisse auch einen negativen Effekt auf den Leser, der sich erschlagen oder nach einiger Zeit sogar gelangweilt fühlt. Wenn ich mir aber schon vorher überlegt habe, was wichtig genug ist, um es in der Reise unterzubringen, kann ich der Versuchung einer weiteren interessanten Begegnung leichter entgehen.
(Interessante Begegnungen beinhalten übrigens meist interessante Nebenfiguren, die zusätzlich ausgearbeitet werden wollen. Das wiederum erhöht die Besetzung des Romans um weitere Personen - ein richtiger Teufelskreis.)
Ausnahmen mache ich nur, wenn sich aus der Entwicklung der Protagonisten zusätzliche Szenen ergeben oder ein tatsächlich genialer Einfall dazwischen funkt. Manchmal schiebe ich auch Details ein, ohne sie erzählerisch darzustellen und auszuschmücken. Sie existieren, um die (Fantasy-)Welt zu bereichern und lebendig werden zu lassen.
Wendepunkte
Eine Sonderstellung unter den Zwischenstationen nehmen die Wendepunkte ein - ob einer oder gleich mehrere, das hängt von der Geschichte ab. Wir haben inzwischen einen Start- und einen Zielbahnhof und dazwischen Stationen, die wir anfahren möchten. Auf dem gedanklichen Gleis, das war gerade erschaffen haben, sind Wendepunkte die Weichen: Der Weg verzweigt sich und es wird erst durch eine bewusste Entscheidung gewählt - eine Entscheidung für den einen, und gegen den anderen Weg. Man sollte darauf achten, die Entscheidung des Protagonisten sowohl mit der vorhergehenden Handlung begründen als auch mit der nachfolgenden Handlung vereinbaren zu können. Ausnahmen sind beispielsweise gewaltsame Eingriffe von außen: Der Protagonist wird plötzlich entführt. Aber auch in solchen Fällen ist es meines Erachtens wichtig, diesen plötzlichen Eingriff zwar spannend und unerwartet für den Leser zu gestalten, aber auch logisch begründen zu können. Ich versuche dabei Plots zu vermeiden, die nur ihrer selbst wegen existieren, aber weder die Geschichte noch die Welt und ihre Bewohner bereichern. Natürlich macht es Spaß, bestimmte Szenen zu schreiben, aber wenn sie nicht in das derzeitige Projekt passen, behalte ich sie lieber im Hinterkopf und benutze sie vielleicht als Impuls für eine neue Geschichte.
Charaktere
Die Entwicklung der Charaktere, die in den bereits geplanten Punkten auftauchen (noch einmal: Anfang, Wendepunkt, Zwischenstationen, erneuter Wendepunkt, Ende), erledige ich gleichzeitig. So versuche ich den ambivalenten Fall zu den Plots zu umgehen: Ich möchte die Figuren schon in der Planung so gut wie möglich in die Welt und den Plot einbauen, damit nichts fehl am Platze oder aufgezwungen wirkt. Ich überlege mir, welche Personen oder Personengruppen an den verschiedenen Stellen gebraucht und wann und wie sie eingeführt werden. Das war es meistens auch schon. Die Ausformung der Charaktere, ihre Macken, Stärken, Schwächen und äußerlichen Merkmale, erarbeite ich erst im Schreibprozess, wenn ich in dieser Situation gemeinsam mit dem Protagonisten auch wirklich drin stecke. Außerdem möchte ich mich mit einer anfänglichen Planung zwar absichern, aber nicht einschränken: Einige Mauern kann man immer noch abreißen und anderswo wieder aufbauen, die Fundamente und Stützbalken aber müssen bestehen bleiben. Verrückt oder entfernt man sie, wirkt sich das aufs ganze Gebilde aus - man muss es neu planen und aufbauen.
Die Welt
Plot, Figuren... fehlt noch die Welt. Auch diese versuche ich in die Planung zu integrieren und wieder gilt der Vorsatz: Genug vorausplanen, um darauf aufbauen zu können, aber nicht zu viel, um sich vor dem Schreiben zu drücken. Spielt meine Geschichte zum Beispiel ausschließlich in den Mienen, im Königreich der Zwerge, ist es nicht unbedingt notwendig, den hundert Meilen entfernten Elfenwald und die Kultur der dort lebenden Elfen zu entwerfen - solange das in der Geschichte keine Relevanz besitzt. Natürlich mache ich das für mich selbst, weil es mir Spaß macht, dann muss ich es aber auch von meinem derzeitigen Projekt abgrenzen können. Kommt beispielsweise ein Gesandter des Elfenvolkes zu den Zwergen, aus eben jenem Elfenwald, spielt in dem Moment nicht sein gesamter Hintergrund und seine weit entfernte Heimat eine Rolle. Da der Weltenbau ein weit verzweigtes Thema ist und mir noch viele andere Aspekte dazu einfallen, würde ich gerne irgendwann, in einem anderen Blogeintrag, darauf zurückkommen.
Planen
Jetzt habe ich ziemlich ausführlich beschrieben, was ich plane, bin aber noch nicht darauf eingegangen, wie ich das tue.
Ganz einfache Antwort: Mit Stift und Papier. Mir fällt es leichter, meine Gedanken einfach runterzuschreiben, als umständliche Grafiken zu entwerfen. So ist es auch weniger umständlich, etwas hinzuzufügen, sollte mir noch etwas zwischendurch einfallen. Manchmal male ich auch Mindmaps oder Charakter-Portraits und Landkarten. Da ich mich aber von Mindmaps zu sehr eingeschränkt fühle und für Zeichnungen nicht genügend Talent besitze, bleibe ich meistens beim klassischen Notizbuch. Oft denke ich mir die Karten auch erst während des Schreibens aus und füge sie nur als Skizze zu meinen Notizen hinzu. Geschöpfe und Menschen versuche ich so gut es mir eben gelingt so aufzuzeichnen, wie ich sie mir vorstelle - das mache ich aber nicht jedes Mal und nur für mich; eine Art kleines Lexikon zu der Welt, die ich erschaffe.
Nun, so geht es mir, aber es wird sicherlich Viele geben, die das anders handhaben und damit glücklich sind und weiterkommen. Man kann sich aber wohl darauf einigen, dass Gedanken, wenn sie strukturiert werden wollen, aufgeschrieben werden sollten - allein schon, damit man seine Ideen nicht wieder vergisst.
Bei der Ideensammlung lasse ich mir oft einige Tage Zeit, um neuen Einfällen Raum zu geben und Konzepte zu überdenken. Wenn ich gerade an einem anderen Projekt schreibe, müssen diese Ideen auch schon mal monatelang auf ihren Einsatz warten. Das prüft sie aber aufs Exempel: Befinde ich sie selbst nach einem halben Jahr noch als gut genug, um Mittelpunkt eines neuen Projekts zu werden, die Geschichte tatsächlich zu schreiben, hat sich die Zeit und Energie für ihre Entwicklung gelohnt. Dann werden sie wohl etwas taugen.
Donnerstag, 28. Januar 2016
Schreibwerkstatt-Text: Glockenschlag
Hier mein kleiner Text zum Stichpunkt Glocke, wie er in der hier beschriebenen Situation entstanden ist. Irgendwie habe ich mit einem Glockenschlag als erstes das sich-Erinnern assoziiert, dann das Fallen...
Auf jeden Glockenschlag folgte ein Herzschlag.
Sie schloss die Augen. Die Erinnerungen strömten auf sie ein, rissen sie mit, überwältigten sie. Alles war wieder da. Der Moment, in dem er die Hand nach der ihren ausgestreckt hatte. Der Moment, in dem sie losgelassen hatte. Und dann seine Augen, das fassungslose Erstaunen in seinem Gesicht, als er gefallen war. Da war ein Schrei gewesen und einen winzigen Herzschlag lang hatte sie gedacht, er wäre es, der verzweifelt schrie und flehte. Doch er war gefallen, immer weiter gefallen, und der Schrei war geblieben.
Und in der Ferne erklang ein einzelner Glockenschlag, still und einsam in die Dunkelheit hinein.
Doch ihr Herz schwieg und sie war wieder bei ihm und zusammen fielen sie.
Genauso abgetippt, wie damals in den paar Minuten geschrieben - meine unglaublich leserliche und feminine Handschrift:
Erfahrungen aus einer Schreibwerkstatt mit abschließender LitSession
In diesem Semester habe ich eine Schreibwerkstatt zum kreativen Schreiben besucht. Normalerweise bin ich eher jemand, der still für sich allein schreibt, aber ich wollte man etwas Neues ausprobieren. Und auch mal wieder mehr unter Leute kommen, sozusagen die "Soziophobie" überwinden. Wir haben uns alle zwei Wochen abends getroffen, über verschiedene und oftmals lustige oder skurrile Dinge geplaudert und eben geschrieben.
Meistens ist der Anlass ein Impuls gewesen, der von unserem Schreibwerkstatt-Leiter ausging.
Ich erinnere mich noch an die erste Aufgabe beim ersten Treffen: Draußen ist es bereits dunkel gewesen und man hat nur das ferne Läuten einer Kirchenglocke gehört. Ansonsten ist alles still gewesen. Das hat uns dann auch gleich als erstes Thema gedient: Wir haben das aufgeschrieben, was uns als erstes in dieser Situation, der Glocke, eingefallen ist. Jeder hat also drauflos geschrieben, wir haben aber nur etwa zehn bis fünfzehn Minuten Zeit gehabt - so genau weiß ich das gar nicht mehr. Am Ende sind dann ganz unterschiedliche Texte rausgekommen, sowohl Gedichte als auch kleine Geschichten oder einfach nur Gedankenspielereien. Es sind Maiglöckchen, eine Käseglocke, Kühe auf der Alm dabei gewesen - und noch andere Texte, diese sind mir aber wegen ihrer Eingängigkeit in Verbindung mit dem Thema noch im Gedächtnis geblieben.
Eine andere Übungen hat von uns gefordert, anhand von drei oder mehr vorgegebenen Begriffen einen Text zu verfassen, der eben jene Begriffe enthält. Das haben wir besonders oft gemacht, da es wohl die einfachste Form der Impulsgebung ist. Einmal ist die Aufgabe gewesen, über etwas oder jemanden zu schreiben, das oder der uns richtig wütend macht. Diese Wut ist dann auch beim gegenseitigen Vortragen zum Tragen gekommen - egal, ob es sich nun um eine Dachschräge handelte, an der sich der Autor jeden Morgen den Kopf stößt, oder um die beste Freundin, die einen hintergangen hat. Ein anderes Mal haben wir über unseren perfekten Tag geschrieben, wie wir ihn uns vorstellen würden.
Einige Ergebnisse und anderes Geschriebenes trugen wir dann gestern Abend auf unserer "LitSession" vor. Die Leute sind nicht in Massen gekommen - die Veranstaltung fand auch nur in einem kleinen Café der Uni statt -, aber es waren einige Leute da. Hauptsächlich Verwandte und Freunde der Vortragenden. Unser Schreibwerkstatt-Leiter übernahm die Moderation, stellte uns vor, und nacheinander setzten wir uns vor das Publikum und lasen vor, was wir geschrieben hatten. Gedichte wechselten sich mit Kurzgeschichten und Auszügen aus längeren Romanprojekten ab und jeder einzelne Beitrag war einzigartig. Man hörte gerne zu und obwohl ich die Texte schon allesamt aus der Probe kannte, begeisterten sie mich auch ein zweites oder sogar drittes Mal.
Ich selbst habe einen Auszug aus dem fünften Kapitel meines derzeitigen Projektes vorgelesen (Arbeitstitel: "Kind der Wüste"). Er setzte während der Flucht meiner beiden Hauptcharaktere ein und beschrieb im Grunde einen Dialog zwischen dem Hauptmann der verfolgenden Soldaten und dem flüchtigen Mörder. Ich habe diese Szene nicht unbedingt wegen ihrer Handlungsvielfalt ausgewählt, sondern wegen der innerlichen Zerrissenheit des Hauptcharakters, die dort besonders gut zum Tragen kam. Inwiefern das Publikum es als spannend empfand, kann ich nicht sagen - zumindest lauschten sie still. Ich war viel zu sehr darauf konzentriert die Stimmen mit der Betonung vorzutragen, die ich zu Hause geübt hatte; war selbst in meinem Text versunken, während die Bilder wie jedes Mal vor meinem inneren Auge vorbeizogen. Vielleicht konnten die Zuhörer sie auch sehen: die weite Felswüste, in der Ferne die Umrisse einer Stadt, das narbenentstellte, von Finsternis umgebende Gesicht des entflohenen Mörders, die Furcht und der Zorn in den Augen der Soldaten.
Das wünsche ich mir von meinen Texten: Dass sie andere das erleben lassen, was ich er erlebe, während ich sie schreibe.
Ich hoffe, die Schreibwerkstatt auch im kommenden Semester wieder besuchen zu können. Es hat Spaß gemacht sich mit anderen Schreiberlingen an einen Tisch zu setzen und Erfahrungen und Gedanken auszutauschen - und es war eine Abwechslung zu meinem normalen "Einzelgänger-Modus". Obwohl ich vor und während des Lesens ziemlich aufgeregt war und sie Selbstzweifel - Zweifel am eigenen Geschriebenen - wieder aufkamen, bereue ich es nicht, gestern Abend einen kleinen Teil meines Projekts mit Anderen geteilt zu haben.
Dienstag, 26. Januar 2016
Neue Ziele, neue Wege: "Kind der Wüste"
Neben dem Bloggen und meinem Studium schreibe ich an eigenen Romanprojekten. Im Moment arbeite ich an einem besonders intensiv - Arbeitstitel: "Kind der Wüste". Mein Ziel ist natürlich, es zu vollenden, noch einmal komplett zu überarbeiten (was ich zwischendurch auch immer wieder mache) und damit an Agenturen heranzutreten. Dabei frage ich mich auch immer wieder selbst: Dir macht das Schreiben so viel Spaß, du bereicherst dich damit selbst - warum muss das also sein, eine Veröffentlichung? Inzwischen habe ich die Antwort für mich gefunden: Gerade weil ich so gerne schreibe und das Gefühl habe, Texte zu schreiben und Geschichten zu entwerfen sei das Einzige, das ich machen möchte. Weil ich die Hoffnung hege, genau das, meine Leidenschaft, professionell ausüben zu können, um ganz in meiner Tätigkeit aufgehen zu können. Und natürlich auch, weil bei aller Freude dennoch ein großes Stück Arbeit dahintersteckt, für die man - und das möchte ich nicht leugnen - Anerkennung braucht.
Was ich eigentlich, laut meines Studiums, werden sollte, macht mich nicht glücklich. Warum dann nicht genau das machen, was mich glücklich macht? Solange ich weiß, dass es nicht einfach ist, mir bewusst mache, was alles nicht nach Plan verlaufen kann, und mir immer wieder vor Augen halte, dass ich auf Ablehnung stoßen kann - dann kann ich trotz der Risiken doch diesen Weg beschreiten? Ich weiß,es ist harte Arbeit, aber auch genau die Arbeit, die ich machen will. Ich persönlich fühle ganz genau, dass es nichts Anderes für mich gibt.
Neben schöpferischen Flauten durchlebe ich sehr lebhafte, anspornende Phasen, während der ich täglich einige Seiten zu Papier bringe und auch mal mit mir selbst zufrieden bin. Das kommt übrigens nicht besonders oft vor. Ich glaube sogar, ich wäre schon lange mit einigen Projekten fertig, wenn ich nicht so selbstkritisch wäre und fertige Kapitel immer wieder überarbeiten würde. Deshalb habe ich mir für "Kind der Wüste" vorgenommen, mehr zu schreiben und - nun, nicht weniger zu denken, aber vielleicht weniger zu bereuen und zu überdenken. Der Plot ist vollständig in meinem Kopf vorhanden, darin liegt also nicht das Problem. Ich werfe nur die Formulierungen um oder schreibe eine Szene noch mal neu, weil sie mir atmosphärisch nicht gefällt.
"Kind der Wüste" ist übrigens im Bereich Fantasy anzusiedeln. Ich achte aber nicht nur auf eine spannende und nachvollziehbare Handlung mit Höhen und Tiefen, sondern lege besonderen Wert auf die innere Entwicklung der Charaktere, allen voran der Protagonistin und ihrem geistig und körperlich verstümmelten Anhängsel. Dabei muss ich aber wiederum aufpassen, nicht zu sehr ins Innerliche abzuschweifen.
Mein Ziel war es, bis Ende 1015 mit dem Projekt "Wüstenkind" fertigzuwerden. Nun, das habe ich zwar nicht geschafft, aber das neue Ziel ist auf Ende März gesetzt (am liebsten Ende Februar, aber wir wollen ja realistisch bleiben...). Mal sehen, ob es diesmal klappt - oder mir Privatleben und Uni wieder einen Strich durch die Rechnung machen.
Montag, 25. Januar 2016
Warum wir schreiben wollen und sollten
Egal, ob mit Stift und Papier oder dem Notebook: Jeder von uns hat sich schon einmal die Zeit genommen, seine Gedanken festzuhalten oder sogar eine ganze Geschichte oder ein Gedicht zu schreiben. Das machen manche Menschen jeden Tag, andere nur, wenn es sein muss. In der Freizeit oder der Schule - der Unterschied besteht nur darin, wer als Instanz den entsprechenden Raum und die Zeit bereitstellt; ob wir uns bewusst dazu entscheiden oder dazu aufgefordert und motiviert werden. Aber was macht die Faszination am Schreiben aus? Warum ist es für manche Menschen so wichtig - und für andere nicht?
Lesen und Schreiben als Training der eigenen Fähigkeiten
Pragmatisch gesehen arbeiten wir beim Schreiben nicht nur an unserer Ausdrucksweise, der Wortwahl und natürlich der Rechtschreibung und Grammatik, sondern lernen auch, das Erschaffene kritisch von allen Seiten zu betrachten. Das ist ein ähnlicher Effekt wie beim Lesen und fördert dementsprechend auch die Fähigkeit zum strukturellen Denken und insgesamt die Kreativität sowie die Konzentration. Wie beim Lesen- und Schreibenlernen bedingen sich das Lesen und das Schreiben aber gegenseitig. Indem wir lesen, wissen wir, wie wir schreiben müssen und wollen. Beispielsweise erweitern wir erst dadurch unseren Wortschatz und legen die Grundlage für die Begeisterung am Schreiben. Wir sehen, wie es Andere schaffen, uns mitzureißen und wollen das ebenfalls können. Oft sind es die Leseratten und Bücherwürmer, die irgendwann damit anfangen, sich an eigenen Texten zu versuchen.Sich selbst reflektieren und neue Perspektiven entdecken
Wenn wir schreiben, greifen wir zuerst einmal auf unsere persönlichen Erfahrungen und eigene Weltanschauung zurück. Sind wir in einer Phase, in der die Eltern 'doof' sind, werden sie in einer Geschichte entweder von vornherein weggelassen oder negativ dargestellt. Der gleiche Fall tritt ein, wenn wir mit unseren Eltern tatsächlich negatives durchlebt haben, sie sich zum Beispiel getrennt haben. Seine Gefühle und Erfahrungen aufzuschreiben, selbst abgewandelt in eine erfundene Geschichte, kann helfen diese zu verarbeiten. Unsere Hauptcharaktere sind oft genauso alt wie wir und ähneln uns in gewissen Punkten, denn zu schreiben bedeutet auch immer einen Teil von uns selbst preiszugeben.Dies führt im Laufe der Zeit dazu, dass wir unser eigenes Denken reflektieren und daraus lernen - oft liegen die Texte dann schon einige Jahre zurück. Dann sind wir auch in der Lage die Perspektive zu wechseln. Wir lernen immer besser, uns in andere Personen und Situationen hineinzuversetzen, schließlich wollen wir gerade die so gut und authentisch wie möglich darstellen. Der Anspruch an uns selbst und der Hang zur Perfektion steigen in der Regel im Zuge dieser Entwicklung.
Zwischen Freiheit der Gedanken und dem Roten Faden
Denken heißt Freiheit und Schreiben heißt diese Freiheit zu Papier zu bringen und nach den eigenen Vorstellungen auszugestalten. Gerade am Anfang, wenn wir die ersten Schreibversuche gestartet haben, sind wir noch relativ frei in der Art und Weise, wie wir schreiben. Mit zunehmender selbstkritischer Betrachtung orientieren wir uns immer mehr an den Normen, tauschen uns auch mit anderen Hobby-Autoren aus und werden strukturierter. Die Waage zwischen dieser Freiheit, einfach so und das zu schreiben, was uns in den Sinn kommt, und der strukturierten Planung ist schwer zu halten. Letztendlich kommt es darauf an, was wir für uns selbst als wichtiger erachtet und wo wir am Ende hinwollen.Abwechslung zum eigenen Alltag
Schreiben kann auch dazu dienen, vor der Wirklichkeit zu flüchten oder sich zumindest eine eigene Welt zu erschaffen. Das kann uns helfen zu entspannen, den Alltagsstress zu vergessen und auch wieder dazu beitragen, in uns selbst hineinzuhorchen. Gerade in der immer schneller werdenden Gesellschaft, die mehr und mehr von jedem einzelnen Mitglied abverlangt, sollten wir uns selbst nicht vergessen. Einfach für einen Moment verweilen und in eine andere Welt abtauchen, kann schon der Ausgleich sein, den wir täglich brauchen.Challenge yourself: Dranbleiben!
Wie aus den vorhergehenden Punkten bereits hervorging, strukturieren wir beim Schreiben unsere eigenen Gedanken und realisieren sie zumindest bis zu einem gewissen Punkt. Damit können wir Herausforderungen an uns selbst stellen, die uns fordern und gleichzeitig auch Spaß machen. Wir können sagen: Bis Ende des Jahres möchte ich dieses Projekt fertig haben. Und wenn es dann doch nicht klappt, ist es gar nicht so schlimm. Solange wir das Gefühl haben, schreiben zu müssen, es sozusagen als ein Bedürfnis sehen, sollten wir auch dranbleiben und uns Zeit dafür freiräumen.Die Freude am Schreiben
Schreiben ist im Grunde nur ein Ausdrucksmittel von vielen, um unsere Ideen und Vorstellungen zu verwirklichen, der Fantasie freien Lauf zu lassen und kreativ zu sein. Das beantwortet auch die Frage, warum es nicht für jeden Menschen die gleiche Rolle spielt: Andere Menschen benutzen ganz einfach andere Formen, um sich auszudrücken. Wem das Schreiben keinen Spaß macht, wird vielleicht lieber handwerklich tätig sein, angeregte Unterhaltungen führen oder mit seiner Kamera nach schönen Motiven suchen. Jeder muss selbst geeignete Interessen finden, die sein Leben bereichern.Mit Herz und Seele dahinterstehen
Wir sollten uns nicht selbst zum Schreiben zwingen müssen. Wer eigentlich nur schreibt, um beispielsweise Andere zu beeindrucken, der sollte die obigen Punkte noch einmal durchgehen und sich selbst fragen, ob es nicht Dinge gibt, die er lieber machen würde. Wenn wir uns daran festbeißen, aus irgendeinem Grund nun mal schreiben zu müssen, diesen aber selbst gar nicht vertreten, dann kann das schnell zu Verbitterung führen.Jeder entscheidet selbst
Im Endeffekt ist es individuell sehr unterschiedlich, warum wir uns Geschichten ausdenken und diese zu Papier bringen - genauso die Art und Weise, wie wir dies tun. Alle Faktoren spielen eine mehr oder weniger große Rolle und haben unterschiedliche Gründe. Solange wir fühlen, dass wir das Richtige tun, ist es auch gar nicht so wichtig, für uns selbst herauszufinden, warum wir denn überhaupt schreiben.Zumindest ist das bei mir so.
Sonntag, 24. Januar 2016
Wer ich bin und was ich will
Was ich will...
Das Schreiben eigener Texte begeistert mich schon, seit ich ein kleines Kind bin. Ich habe manchmal stundenlang in meinem Zimmer gesessen und an neuen Geschichten getüftelt, sie geplant, erfunden und ausformuliert. Ich habe unzählige Karten gezeichnet, Charaktere entworfen und Ideen in immer neuen Notizbüchern gesammelt. Auch heute noch ist meine liebste Beschäftigung das Schreiben - inzwischen fühlt es sich schon wie eine Berufung an und manchmal habe ich das Gefühl, dass es genau das ist, was ich in meinem Leben tun und zur Vollendung führen möchte: Das Schreiben.Geändert zu damals hat sich allerdings die Art und Weise, wie ich mit neuen Ideen umgehe, Geschichten starte, schreibe und überarbeite. Es geht wohl vielen so, dass sie ihre ersten Schreibversuche, meist im Kindes- oder Teenageralter entstanden, kritisch beäugen und verlegen in der hintersten Schublade verstecken. Natürlich verhält es sich bei mir nicht anders, mit dem kritisch Beäugen, doch ich merke auch, dass ich im Vergleich zu früher viel mehr dazu gelernt habe. Und das motiviert mich. Ich habe das Gefühl, je weiter ich voranschreite, auf desto mehr kann ich zurückblicken, das mich stolz macht.
Nun habe ich mich dazu entschieden, meine Erfahrungen und Herangehensweisen mit anderen Schreiberlingen zu teilen. Zu diesem Zwecke der Blog: Hauptsächlich werde ich zu verschiedenen mehr oder weniger beleuchteten Aspekten des Schreibens - nun, eben schreiben. Das, was ich kann und am liebsten tue. Die Artikel sollen weder eine Schritt-für-Schritt-Anleitung darstellen noch erheben sie den Anspruch auf Vollständigkeit oder gar Unabdingbarkeit. Sie sollen sowohl dem Leser, der sich auf diese Seite verirrt, helfen und inspirieren, als auch mir selbst. Ich hoffe, mich selbst besser strukturieren zu können, indem ich reflektiere, wie ich beim Schreiben vorgehe.
Die Themen werden unterschiedlich sein und sich dem Schreibprozess an sich, aber auch dem Autor selbst zuwenden. Außerdem möchte ich mich auch in anderen Gebieten kreativ austoben, sozusagen Off-Topic.
So viel zu dem, was ich will.
... und wer ich bin?
Wer ich bin, ist schnell gesagt - und trotzdem nicht beantwortet. Mein Name ist Mareike Westphal, ich lebe und studiere in Kiel und bin 21 - bald 22 - Jahre alt. Die vier Standard-Eckdaten, die jeder angibt und sich doch niemand merkt: Name, Alter, Wohnort, derzeitige Beschäftigung. Ich könnte noch hinzufügen, dass ich glücklich verheiratet bin, eine Katze habe (von der man hier auch noch so einiges lesen wird) und neben dem Schreiben noch andere Hobbies aufzählen.Es würde aber auf dasselbe hinauslaufen: Nämlich, dass es im Grunde nur wenig über mich selbst, mein Selbst aussagt. Das ist auch nicht schlimm und natürlich ganz normal. Deshalb belasse ich es einfach dabei, dass meine Texte und die nach und nach folgenden Blogeinträge dazu beitragen werden, mein Selbst, mich selbst zu, verstehen und zu sagen: "Mareike, die kenne ich."
Um mich hier aber nicht mit philosophischen Ausführungen aufzuhalten (davon werden später noch genügend folgen, Stichwort Off-Topic), heißt es nun: Der Weg ist das Ziel. Das gilt übrigens auch beim Schreiben und damit hätte ich die Klammer, die ich aufgemacht habe, hiermit erfolgreich geschlossen. Und schreibe.
Herzlich Willkommen an alle Interessierten und ein dampfender Teekessel und ein großer Teller Schokokekse für diejenigen, die noch überlegen, ob sie hier verweilen oder weiterziehen möchten.
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